Womöglich hätte die Baracke, nahe am Firmensitz, den Glamour glitzernden Blechs getrübt, und an die <link https: www.kontextwochenzeitung.de wirtschaft der-geliebte-nazi-tueftler-4909.html _blank external-link>Geschichte Ferdinand Porsches (1875-1951) erinnert, an jenen Unternehmensgründer, der eine symbiotische Beziehung zu Hitler hatte.
Der Professor habe das "Menschenmaterial" ohne Rücksicht auf Krankheit, Tod und Tränen für sich schuften lassen. Er "gehörte zu den Technikern, die die ungeahnten produktiven Freiräume, die das Regime ihnen plötzlich eröffnete, um jeden Preis zu nutzen entschlossen waren, ohne sich an den politischen Rahmenbedingungen zu stoßen", befand das Autorenteam Hans Mommsen, Manfred Grieger u. a. in seinem VW-Buch "Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich". Und dort ist auch nachzulesen, dass das Kapitel Zuffenhausen immer zusammen mit Volkswagen zu sehen ist. Ohne das monströse VW-Projekt wäre der Erfolg der Sportwagenfirma nicht zu erfassen.
Porsche startete seine Karriere mit der Einrichtung eines Konstruktionsbüros in Stuttgart, Kronenstraße 24a. Ende 1930 trug er seine Firma offiziell als Dr. Ing. h.c. F. Porsche GmbH ins Handelsregister ein. Nach schweren Krisenjahren fasste die Neugründung ab 1934/35 wirtschaftlich Fuß. Ende 1934 konnte mit der ersehnten Konstruktion des Volkswagens begonnen werden – mit dem persönlichen Heil Hitlers. Rasch ging es auch mit dem neuen Porsche-Werk in Stuttgart-Zuffenhausen bergauf. Finanziert wurde alles über die Organisation Kraft durch Freude (KdF), die zur Nazi-Gewerkschaft Deutsche Arbeitsfront (DAF) gehörte. Diese raubte den freien Gewerkschaften ihr Geld und Vermögen. Fortan lief das gesamte Volkswagen-Projekt unter dem Etikett KdF, wobei es Porsche nicht im Geringsten störte, dass sein Lebenstraum mit gestohlenen Gewerkschaftsgeldern finanziert wurde. Ihm war wichtig, dass er bei VW das Entwicklungsmonopol errang.
Porsches Ghettos und Gulags in Zuffenhausen
Zug um Zug baute Porsche das Konstruktionsbüro zur vollwertigen Fabrik aus, eng mit VW verbunden. Die Lage des Stammwerks in Stuttgart-Zuffenhausen, Spitalwaldstraße 2, entsprach etwa der heutigen. Anfangs beheimatete Porsche sogar die Gesellschaft zur Vorbereitung des VW-Werks (kurz: Gezuvor). Diese wichtige Anschubfirma wurde zwar in Berlin verwaltet, ihre praktische Arbeit aber nahm sie in einer auf einem Grundstück im Stuttgarter Ortsteil Zuffenhausen errichteten Holzbaracke der Porsches auf. Die räumliche Zuordnung der Gezuvor-Planungsarbeit machte deutlich, dass Porsche die eigentlich treibende Kraft darstellte. Und mit jedem Kriegstag mehr nahmen die todsicheren Geschäfte in Zuffenhausen den Charakter von harter Rüstung an. Mit dem "Volkswagenvertrag" stieg Porsches Firma raketenartig auf zum fulminanten Mittelständler neben den Rüstungsriesen Heinkel und Hirth in Stuttgart-Zuffenhausen.
Die Goldgrube in Zuffenhausen erhielt allerdings im Krieg hässliche – braune – Flecken. Ähnlich wie bei Volkwagen in "KdF-Stadt" gingen der Rüstungsschmiede auch in Stuttgart die arischen Arbeitskräfte aus. Also mussten Zwangs- und Ostarbeiter sowie Kriegsgefangene in die Bresche springen – unter ähnlich erbärmlichen Bedingungen wie bei VW. Mehr als 300 meist junge Arbeitssklaven schufteten in den Kriegsjahren im Stammwerk Zuffenhausen. Manche starben.
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Bodo Klimmek
am 19.04.2018