Die Pforzheimer Stele und die dazugehörige Datenbank füllen eine Lücke, die eigentlich schon lange gefüllt werden sollte. Bereits 1970 gibt die Stadt Pforzheim eine Dokumentation zur Geschichte des Widerstandes in Auftrag. Immer wieder gibt es Veröffentlichung zu einzelnen Widerstandsgruppen, aber keine umfassende Darstellung. Dabei hatte schon 1994 der Pforzheimer Erste Bürgermeister Siegbert Frank neue Schritte der Stadtverwaltung angekündigt, "um das Andenken an die politischen Gegner Hitlers aus Pforzheim wach zu halten."
Wie bei vielen anderen Projekten zur NS-Erinnerung – auch in Stuttgart (<link https: www.kontextwochenzeitung.de zeitgeschehen strohfeuer-der-erinnerung-325.html external-link-new-window>Kontext berichtete) war es bürgerschaftliches Engagement, das letztlich zur Füllung der Leerstellen beitrug. Aber als die InitiatorInnen Ade, die Brändles, Hilkowitz, Neubert und Schroth im März 2018 einen Antrag bei Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) stellten und sich mit diesem im Mai zu einem Gespräch trafen, schienen sie offene Türen einzurennen: "Nach fünf Minuten Gespräch hat er klar gesagt: Das machen wir", erinnert sich Gerhard Brändle, "es mag auch geholfen haben, dass wir einen großen Kreis an Unterstützern hinter uns hatten" – dazu gehörten etwa AltstadträtInnen von CDU, FDP, SPD und Grünen, GewerkschafterInnen, VertreterInnen der evangelischen, katholischen und jüdischen Gemeinden oder von Jugendverbänden. Zwar habe es Versuche Einzelner gegeben, die kommunistischen Widerstandskämpfer aus der Datenbank herauszuhalten, doch ohne Erfolg. Das Projekt fand ohne solche Einschränkungen auch beim Kulturausschuss des Gemeinderats Zuspruch, 10 000 Euro wurden für Stele und Datenbank in den Haushalt eingestellt.
Die Datenbank ist "work in progress", Vieles ist noch nicht ausgewertet
Nichts davon floss freilich in den umfangreichen Forschungsaufwand, den vor allem die Brändles trugen. Schon seit mehreren Jahrzehnten sammeln sie Material über den Widerstand im Raum Pforzheim, als die Umsetzung des Projekts konkreter wurde, kamen noch umfangreiche Archivrecherchen hinzu. "Welche Ausmaße das annimmt, hätten wir vor einem Jahr nicht geahnt", sagt Brigitte Brändle, und ihr Mann ergänzt: "Wir waren etwa bei 130 Besuchen im Generallandesarchiv Karlsruhe, haben circa 1800 Akten ausgewertet, insgesamt rund 2100 Arbeitsstunden. Wenn die Stadt einen Historiker mit Werkvertrag damit beauftragt hätte, wäre das Projekt wohl an den Kosten gescheitert". Was auch die Pforzheimer Kulturamtsleiterin Angelika Drescher indirekt bestätigt: "Diese Stele ist ohne das Engagement der genannten Initiatoren nicht vorstellbar".
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Elisabeth Dilger
am 11.05.2019