Die wahre Bedeutung des Buchgroßhändlers, der im Fachjargon zutreffend "Barsortimenter" genannt wird, besteht darin, dass er gut 5600 Buchläden und vielen Verlagen das tägliche Geschäft des Bestellens, Auslieferns und Bezahlens vereinfacht. Für diesen Service führt KNV fast 600 000 sofort lieferbare Titel im Sortiment, um seine Kunden möglichst bis zum nächsten Tag beliefern zu können. Das heißt aber auch: Ein Autor, den KNV nicht in seiner Liste führt, ist in den Buchläden praktisch nicht existent. Damit betreibt der riesige Buchein- und -verkäufer Sortimentspolitik. Die größten Konkurrenten, Libri (Hamburg) und Umbreit (Bietigheim), verhalten sich in ihrer Angebotsgestaltung ähnlich.
Zahlreiche Buchhandlungen und Verlage von Flensburg bis Bozen sind auf die prompte Lieferfähigkeit der Stuttgarter so angewiesen wie Haushalte auf Strom und Wasser. Und alle im Buchbusiness verbindet ein seit Langem existierendes (Abhängigkeits-)Verhältnis. Für Buchhändler ist der enge Kontakt zu "ihrem" Barsortimenter so unverzichtbar wie die Luft zum Atmen. So lernen sie es schon in der Berufsschule. Die Nähe zu ihrem Lieferanten drückt sich sogar in einer Insidersprache aus. Eingefleischte Literatur-Kaufleute sprechen bis heute vertrauensvoll kurz von ihrem "Knööö" (langes "ö") für das frühere Kürzel für Koch, Neff, Oetinger, wie die Vorgängerfirma von KNV in Stuttgart hieß.
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Wolfgang Härtel
am 05.03.2019