Für den SWR bedeuten die KEF-Ergebnisse jedenfalls, 70 Millionen Euro einsparen zu müssen. Bereits vor einigen Wochen hatte er angekündigt, Immobilien zu verkaufen, Sendungen wie "Verstehen Sie Spaß" einzudampfen, die Sendung "Menschen und Momente” wird gestrichen und noch einiges mehr. In den Tarifverhandlungen bringt der Sender neben diesen Sparvorgaben auch die noch nicht beschlossene geringe Gebührenerhöhungen vor. Zuletzt bot er eine Tariferhöhung von 4,71 Prozent ab Oktober und 2,46 Prozent ab Januar – die zweite Erhöhung allerdings nur, wenn die Gebühr tatsächlich steigt und das Ganze für eine Laufzeit von 36 Monaten. Verdi hat ausgerechnet, dass das umgerechnet gerade mal 1,57 Prozent pro Jahr beziehungsweise, falls die zweite Stufe kommen würde, 2,39 Prozent wären – zu wenig. Und das Argument geringe Gebührenerhöhung lässt Verdi-Sekretär Heß auch nicht so stehen: In den nächsten Jahren gehe die Boomer-Generation in Rente, und darunter seien sehr viele Hochbezahlte, da sei dann viel Geld übrig. Und auch wenn 2029 die Amtszeit von Intendant Kai Gniffke endet, dürfte einiges frei werden. Gniffke bekommt knapp 380.000 Euro im Jahr (ohne Zulagen) und steht damit auf Platz zwei im Gehaltsranking in der ARD. Dass der oder die Nachfolger:in weniger verdienen wird, ist nach derzeitigem Diskussionsstand ziemlich sicher.
Zu träge, zu altmodisch
Für Jungredakteurin Schindler ist eines der großen Ärgernisse im SWR die hierarchischen und bürokratischen Strukturen, die Entscheiungsprozesse elend langsam machen oder im Nirwana enden lassen. Das, so ist sie überzeugt, schreckt auf Dauer vor allem junge Kolleg:innen ab. Ihr wird zu viel fremdvergeben, zum Beispiel beim Jugendprogramm Funk. Schindler: "Wenn man fancy Produktionen rausgibt an Fremdfirmen, die ihre Leute schlechter bezahlen, dann fehlen den Jungen bei uns spannende Aufgaben." Für "Oma- und Opa-Shows" dagegen, wie sie es nennt, würde viel Geld rausgehauen. Als Vertreterin einer jüngeren Generation ist sie der Ansicht, der SWR müsse dringend digitaler und jünger werden – für seine eigene Zukunft und um guten Nachwuchs zu halten.
Dazu kommt eine extreme Arbeitsverdichtung. Gingen früher für einen Fernseh-Nachrichtenbeitrag drei Leute raus – Redaktion, Kamera, Ton –, sind es heute manchmal nur zwei Leute, ein:e Redakteurin und ein Mensch für Bild und Ton. Und es gibt auch Einsätze, in denen ein:e Redakteur:in tatsächlich alles alleine machen muss. Bei manchen Drehs sei das gar nicht so schlecht, findet Schindler zwar, weil es manchmal einfacher sei, alleine eine vertrauliche Atmosphäre mit Gesprächspartner.innen herzustellen. "Aber draußen, mit Nebengeräuschen und so, geht das so nicht."
3 Kommentare verfügbar
Philipp Horn
am 17.07.2024Und im restlichen Programm noch mehr…