Man hätte den Countdown locker herunterzählen können: Kaum hatte Rudolf Bühler, der Gründer der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH), seine neueste Pressemitteilung mit einer Forderung zur Kürzung der Agrardieselsubvention ins Netz gestellt, da fegte auch schon ein veritabler Shitstorm über ihn hinweg. Für den staunenden Laien schienen Absender und Adressat dabei kaum noch auseinanderzuhalten, denn in beiden Fällen waren es Landwirte: Bauern gegen Bauer, die sich auf das kräftigste beharkten. Wie das? Gerade jetzt, in Zeiten der massiven Bauernproteste, in denen doch laut Deutschem Bauernverband eine gewaltige Solidaritätswelle den gesamten Berufsstand vereint hatte. Aber das, was der unerschrockene Agrarpionier aus Hohenlohe da ausgerechnet an Lichtmess Anfang Februar, dem höchsten bäuerlichen Feiertag, gefordert hatte, rüttelte ja auch an den Grundpfeilern des Protests, mit dem die Bauern auf ihren riesigen Traktorungetümen seit Wochen die halbe Republik zum Stillstand und die Politik zum panischen-hektischen Zurückrudern gebracht haben.
Und ausgerechnet jetzt forderte Bühler eine Deckelung der Subventionen für Agrardiesel?! Potz Blitz! Wo doch genau diese Kürzung der berüchtigte allerallerletzte Tropfen Dieselöl gewesen sein soll, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat! Seitdem beackern die Landwirte mit einer nie zuvor erlebten Vehemenz nicht mehr die heimische Scholle, sondern die bürokratischen Untiefen der bundesdeutschen Politik.
Mehr Geld für Kleinbetriebe einsetzen
Und das mit einigem Erfolg. Denn während die Klimakleber der Letzten Generation bei ihren Blockaden von Ordnungskräften und erbosten Autofahrern oft höchst unsanft von der Straße gepflückt worden sind, von Gerichten zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen wegen Nötigung verurteilt wurden, wurden die zigkilometerlangen Traktordemonstrationen auf Landes-, Kreis- und Bundesstraßen und sogar auf bundesdeutschen Autobahnen zur besten Rushhour von der Polizei äußerst zurückhaltend begleitet. Und die verstörten Politiker waren – zum großen Verdruss der Letzten Generation – in diesem Fall sofort bereit, mit den Protestierern zu verhandeln und einen beträchtlichen Teil ihrer Kürzungen zurückzunehmen. Womit sie freilich die Büchse der Pandora geöffnet haben, denn seitdem lautet die Devise beim Bauernverband: Das war erst der Anfang. Jetzt wollen wir mehr!
Aber ausgerechnet mitten in dieser Phase des schönsten Gasöl-Flow kommt nun ein gewisser Rudolf Bühler aus Wolpertshausen im Landkreis Schwäbisch Hall daher und grätscht den Protesten in die Parade, indem er fordert, man solle diese Agrardiesel-Subventionen bei landwirtschaftlichen Großbetrieben kurzerhand deckeln und eine Obergrenze von 10.000 Euro pro Jahr einziehen. Das damit gesparte Geld solle man zugunsten der Kleinbetriebe einsetzen, die nach den Prinzipien der bäuerlichen Landwirtschaft arbeiten. Ungeheuerlich.
Nun könnte man die Sache im überbordenden Erfolgsrausch der Traktorparaden leichthin abtun, wenn es sich bei dem Dazwischengrätscher um irgendeinen der vom Bauernpräsidenten so gerne skizzierten ahnungslosen akademischen Zeitgenossen handelte, der einen Bauernhof höchstens einmal von Weitem gesehen hat. Bühler gilt zwar mitnichten, um es höchst vorsichtig auszudrücken, als jemand, den die Bauernfunktionäre regelmäßig in ihr Nachtgebet mit einschließen würden. Aber andererseits handelt es sich bei ihm um einen Mann vom Fach. Und einen mit einer ganzen Menge Erfolg.
3 Kommentare verfügbar
Jupp
am 16.02.2024Ihr versteht schon den Unterschied zwischen angemeldeten Demonstrationen und den Aktionen der sogenannten letzten Generation (ich stelle mir immer vor, wie diese in einigen Jahren ihren Enkeln erklären, dass sie zur letzten Generation gehörten…