Premium Sound Solutions ist ein Unternehmen mit Sitz im belgischen Dendermonde und beschäftigt laut Webseite weltweit 3.000 Menschen. Seit Anfang des vorigen Jahres gehört auch die einstige Marlok Automotive GmbH dazu. Bei Marlok arbeiteten zuletzt noch etwa 75 Frauen und Männer: EntwicklerInnen, Kaufleute, ProduktionerInnen. Sie entwickelten und bauten Soundsysteme für Autos, das Geschäft lief zeitweise sehr gut, später nicht mehr so. Dabei hatten die Beschäftigten gedacht, man hätte ein gutes Zukunftsprodukt: Motorensound für E-Autos.
"Das hatten wir 2015 entwickelt", erzählt Manfred Müller, der bei Marlok Betriebsratsvorsitzender war. Er ist gerade auf Jobsuche, deshalb haben wir seinen Namen geändert. "Wir haben die Box und die Lautsprecher gebaut, also die Hardware. Das wurde dann in den Kotflügel oder hinterm Kühlergrill eingebaut." Man war stolz auf diese neue Entwicklung, hatte erwartet, dass endlich mehr Elektro-Autos produziert und verkauft werden. Müller: "Es ist ein wichtiger Sicherheitsaspekt, dass E-Autos einen Sound haben. Man hört die ja sonst nicht."
Unruhige Zeiten
Der 55-Jährige hatte 1997 in dem Unternehmen in der Abteilung Entwicklung und Versuch angefangen, damals gehörte es noch zum Automobilzulieferer Reitter und Schefenacker. Den Konzern gibt es nicht mehr. Im Laufe des Niedergangs ging er zunächst an einen Hedgefonds, wurde zerschlagen und 2008 übernahm der damalige Geschäftsführer Siegfried Marlok die Soundsparte über ein Management Buyout, die Firma hieß nun Marlok Automotive GmbH. Die Beschäftigten in Esslingen machten also unruhige Zeiten durch, doch irgendwie lief's immer weiter, mal besser mal schlechter. Zuletzt vor allem schlechter. Für die Beschäftigten galten immer die Tarifverträge der IG Metall und 2018 wurde zwischen Unternehmen und der Gewerkschaft eine betriebliche Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung abgeschlossen, um Entlassungen zu vermeiden. Die Beschäftigten arbeiteten noch 28 Stunden pro Woche, bekamen 30 Stunden bezahlt, das Gleitzeitkonto wurde nach und nach um zwei Stunden pro Woche abgebaut. 2019 ging man dann in Kurzarbeit.
"Wir wussten also, dass die Zeiten schwierig waren", sagt Michael Müller. "Dann, im Herbst 2019, hieß es, ein chinesisches Unternehmen würde einsteigen, das hörte sich alles ziemlich sicher an und wir haben gehofft." Doch am 1. Oktober platzte die Hoffnung: Marlok meldete Insolvenz an. "Wir wurden am 2. Oktober um 16 Uhr zusammengerufen", erinnert sich der Betriebsrat. "Im Besprechungsraum hat man uns den Insolvenzverwalter vorgestellt. Das war ein richtiger Schock."
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Marina Siegler
am 14.01.2021