Der erste grüne Oberbürgermeister in einer deutschen Großstadt, Dieter Salomon, hat die Latte hoch gelegt: "Für viele Städte und Gemeinden in aller Welt ist Freiburg zum Vorbild und Modell geworden." Diese Anerkennung "ehrt uns, und sie spornt uns an, neue Ideen zu entwickeln und für unsere Ziele zu arbeiten". Jetzt liegt eine solche Idee auf dem Tisch, muss um ihre Bauantragsreife hart kämpfen, hätte das Zeug zum Markstein auf dem Weg aus der Atomkraft. Denn die Energiewende wäre längst weiter, wären die Steine der Weisen in einer wichtigen Frage gefunden: Wie kann Energie aus erneuerbaren Quellen gespeichert werden?
London-Turm: Auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs Nord ist ein Wohn- und Gewerbeturm in Planung, der eine Antwort verspricht. Jedenfalls nach Meinung der Partner – darunter das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Siemens Freiburg, Badenova, Si-Solarmodule und ads-tec –, die sich zusammengetan haben, um die Zukunft in die Gegenwart zu holen. Der Strom für den Eigenverbrauch kommt aus Wind und Sonne, Batterien auf Lithium-Ionen-Basis dienen als Kurzfristspeicher, Vanadium-Redox-Flow-Batterien nehmen die Überschüsse mittelfristig auf und geben sie wieder ab, wenn im Viertel Spitzen abzudecken sind. "Die Zukunft des Eigenverbrauchs von Solarstrom liegt in solchen Lösungen", ist der federführend beteiligte Architekt Wolfgang Frey überzeugt.
"Vor dem Hintergrund der Energiewende gewinnen hocheffiziente dezentrale erneuerbare Versorgungskonzepte zunehmend an Bedeutung, die einen hohen Anteil an lokal erzeugter Energie auch lokal nutzbar machen", heißt es in der beim Bundesumweltministerium eingereichten Projektbeschreibung. Das Management und die Zusammenführung unterschiedlicher erneuerbarer Energien noch am Ort der Erzeugung sei "ein wesentlicher Baustein" für die Entwicklung der künftigen Versorgung auf Basis der Erneuerbaren. Es gelte, die fluktuierenden Angebote optimal zu nutzen und diese so in das Versorgungssystem zu integrieren, dass es zu keiner Überlastung der Versorgungsnetze kommt.
25 000 Megawatt Sonnenenergie über Mittag produziert
Das Beispiel Photovoltaik (PV) verdeutlich die Herangehensweise: Mittlerweile sind in Deutschland über 34 Gigawatt PV-Nennleistung installiert. An einem durchschnittlichen Winterwerktag wird um die Mittagszeit, der Zeit des höchstens Strombedarfs, in Deutschland etwa 70 Gigawatt Strom verbraucht. Um unkontrollierbare Überlastungen durch den schwankend anfallenden Wind- und Solarstrom zu verhindern, müsste ein deutlich höherer und wegen des voranschreitenden Ausbaus stetig wachsender Anteil der erzeugten Energie lokal genutzt und – noch besser – vorübergehend vorgehalten werden. Schon jetzt erzeugen PV-Anlagen an sehr sonnigen Tagen bis zu einem Fünftel des in ganz Deutschland benötigten Stroms. Am bisherigen Spitzentag, dem 21. Juli 2013, waren es in den Mittagsstunden knapp 24 000 Megawatt. Das entspricht der Stromproduktion von 24(!) Atomkraftwerken. Deutschland ist damit weltweit Spitzenreiter, auch was den Zubau betrifft. Die Anlagen befinden sich noch immer fast ausschließlich in der Hand kleiner Betreiber. Mit gutem Grund, wie das Fraunhofer-Institut Freiburg herausfand. Das Desinteresse der großen Stromversorger EnBW, Eon, RWE und Vattenfall über so viele Jahre kam ja nicht von ungefähr: Sie wollen ihren Grundlaststrom in den Mittagsstunden möglichst teuer verkaufen; die preisdrückende Konkurrenz durch Photovoltaik-Anlagen können sie dabei gar nicht brauchen.
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Timothy Simms
am 19.01.2014Es handelt sich hier um einen durch Gemeinderat mit sehr großer Mehrheit (wenn nicht sogar konsensual) beschlossenen Bebauungsplan, insbesondere über die Fragen der Höhenentwicklung in dem…