Bekäme jemand versehentlich Zugang zu den internen Messenger-Chats der Kontext-Redaktion, könnte er jede Menge Nachrichten mit Bezug zur S-Bahn-Linie S 1 leaken: "S-Bahn steht still. Oberleitungsschaden" – "Ich komme zu spät wegen S-Bahn-Chaos" – "S1 fällt schon wieder aus" – "Keine Bahn, Schienenersatzverkehr voll, dauert noch" – "Bahn fiel aus" – "S-Bahn-Stau vor Cannstatt" – "Die bescheuerte Bahn steckt fest". Nur eine kleine Auswahl.
Unter den von dauernden Störungen und Sperrungen geplagten S-Bahnlinien des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) ist die S1 zwischen Kirchheim/Teck und Herrenberg wohl die berüchtigtste. Und nun soll es auf ihr vom 10. April bis zum 26. Juli wegen "Instandhaltungsarbeiten" auch noch "zeitweise zu umfangreichen Fahrplaneinschränkungen" kommen, so die Bahn.
Die ewigen Wartezeiten und die Ungewissheit, wann und ob überhaupt ein Zug kommt, erscheinen manchen schon schlimm genug. Was aber, wenn man dazu verdammt wäre, nie mehr aus der Bahn rauszukommen? Wenn man tagein, tagaus immer wieder die gleiche Strecke fahren würde, ohne je anzukommen oder aussteigen zu können? Drei einander unbekannte Menschen teilen dieses Schicksal im zweiten Band der Comic-Reihe "Stuttgarter Schocker", der Titel passend "Schrecken der S1". Die drei – die junge Thea, der um die 50-jährige Michael und die greise Sieglinde – finden sich mit erheblichen Erinnerungslücken in der S-Bahn nach Kirchheim/Teck wieder. Doch statt einer Endhaltestelle wartet auf sie ein Grauen, das nicht enden will. Nur ein böser Traum?
Reale Erfahrungen als Inspiration
Das Szenario ist, Sie ahnen es, von der Realität inspiriert. "Ich hab' sehr viele Erfahrungen mit der S-Bahn", sagt Lukas Hepp, Autor des Bandes und Herausgeber der Reihe. Die Geschichte "ist natürlich eine Allegorie für Verspätungen". Stilistisch liegen die Inspirationen etwas weiter in der Vergangenheit: Da ist eine Vorliebe erkennbar für Horror-Comics der 1950er-Jahre wie die US-Reihe "Tales from the Crypt" (deutsch "Geschichten aus der Gruft"), die auch eine Blaupause waren für grob ähnliche deutsche Formate wie die "Gespenstergeschichten" des Bastei-Verlages, die früher in kaum einem Kiosk fehlen durften.
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Stefan B.
vor 3 Wochen