Dass in ihrer Nachbarschaft eine riesige Mine entstehen sollte, erfuhr Aida Fernandes das erste Mal über Umwege. Eine Freundin aus London fragt sie im Jahr 2017, was denn eigentlich bei ihr im Dorf los sei. Sie habe in einer britischen Zeitung gelesen, dass bei Covas do Barroso Berge für den Lithium-Abbau abgetragen werden sollen. Aida lebt in Covas do Barroso. Sie ist Bäuerin mit einigen Kühen. Von den Bergbauplänen bei ihrem Dorf hatte ihr bisher niemand etwas gesagt. Es geht um fast 900 Hektar. "Es ist das Schlimmste, was uns passieren kann."
Covas do Barroso und Romainho sind zwei kleine Dörfer im Norden von Portugal. Es gibt ein Café, Kühe, Schafe, Hunde, Hühner, einen Fußballplatz, zwei Kirchen, alte Steinhäuser, kleine Gärten, Mäuerchen und viele sehr herzliche Menschen. Vor allem aber gibt es Natur. Viel Natur. Auf den fast 30 Quadratkilometern, die zu den Dörfern gehören, leben gerade einmal 260 Menschen. Das Umland besteht aus steinigen Bergen mit Büschen, kleinen und großen Flüssen, Wiesen und Kiefernwäldern. Überall fließt Wasser in kleinen Rinnen. In den Bergen ringsum lassen zahlreiche Hirten von Covas ihre Schafe und Kühe grasen. In den Wäldern sammeln die Bewohner:innen Pilze oder schlagen Holz für ihre Öfen oder um Waldbränden vorzubeugen. Das ist wichtig, denn die eng gepflanzten Kiefernwälder brennen wie Zunder im Sommer. Das Besondere an diesen Bergen ist: Sie gehören dem Dorf. Aber nicht dem Dorf als Gemeinde. Sie gehören den Menschen, die im Dorf leben. Es sind sogenannte "Baldios", auf Deutsch Allmende: Land, das von allen genutzt werden darf. Rund 2.000 Hektar des umliegenden Landes sind Baldios.
Die besonders traditionelle Art der Landwirtschaft hier wurde 2019 von der Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Ohne Supermarkt im Dorf produzieren die Bewohner fast alle ihre Nahrungsmittel selbst, und was sie sonst so zum Leben brauchen.
Firma verspricht "verantwortungsbewussten" Abbau
Und genau hier, nur einige hundert Meter entfernt, sollen gleich mehrere der Berge, zum großen Teil Baldio-Land, abgebaggert werden für die größte Lithiummine Europas. Die britische Firma "Savannah Resources" will das begehrte Metall, das vor allem für Akkus verwendet wird, dort in großem Stil abbauen. Die portugiesischen Regierungen haben das Vorhaben in den vergangenen Jahren sehr wohlwollend begleitet, in der Hoffnung auf Millioneninvestitionen und viele neue Arbeitsplätze. Dass Mitte 2023 die Umweltverträglichkeitsprüfung durch die staatliche Umweltbehörde positiv ausfiel, war da nicht überraschend. Wobei sich Savannah Resources auf der eigenen Website ein sehr umsichtiges Vorgehen auf die Fahnen schreibt: Das Lithium werde "verantwortungsbewusst mit konventionellen Techniken gefördert", und der Abbau sei "dem Ziel verpflichtet, den CO₂-Fußabdruck zu minimieren".
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