Das berühmteste Flugzeug der Welt steht ganz links an der Wand. Zerkratzt, kaputt, verlebt, entbeint. An den Flanken klaffen große Wunden, die Flügel der Landshut sind abmontiert und werden an der Hallenwand gegenüber aufbewahrt, Kabel hängen heraus und metallische Leitungen wie offengelegte Arterien. "Alles doppelt", sagt der Mann von der Flughafensicherheit und zeigt auf das Leitungsgewirr. Falls der eine Kreislauf während des Flugs ausfällt, können Flugzeuge den zweiten aktivieren und weiterfliegen. Er erinnere sich noch gut an die Zeit damals, 1977, sagt der Mann. Da sei er noch Schüler gewesen und in seiner Schule habe es Plakate gegeben, auf denen zu sehen war, welcher Block – ob Ost oder West – gerade mehr Panzer und Waffen zur Verfügung hatte.
Am 13. Oktober 1977 ist die Landshut als Flug LH 181 mit 87 Tourist:innen und fünf Crew-Mitgliedern im Dienst der Lufthansa unterwegs, soll eigentlich nur von Mallorca nach Frankfurt am Main fliegen. Kurz nach dem Start wird das Flugzeug von vier palästinensischen Terrorist:innen entführt, die so die Köpfe der ersten RAF-Generation aus dem Stammheimer Hochsicherheitsgefängnis freipressen wollen. Nach fünf Tagen Irrflug – in Aden (Jemen) erschießt ein Entführer den Piloten Jürgen Schumann – landet die Maschine in Mogadischu, Somalia. Die Geiseln werden vom GSG 9 befreit, drei der Geiselnehmer:innen erschossen. Für die Bundesregierung ist das damals ein Sieg über den linken Terror. Am Tag nach dem Einsatz werden die RAF-Mitglieder Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Andreas Baader tot in ihren Gefängniszellen aufgefunden. Wiederum einen Tag später gibt die RAF die Ermordung des entführten Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer bekannt.
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