Bevor sich Ben Hadamovsky der damals ganz neuen Gemeinschaft Schloss Tempelhof anschloss, segelte er mit seiner Frau Carola und ihren zwei kleinen Kindern fünf Jahre lang um die Welt. Dann suchte die Familie ein neues Heim. Und die Gemeinschaft einen Bauleiter für die Altbaurenovierung. Ein Job für den handwerklich erfahrenen Hadamovsky.
Schloss Tempelhof hat nichts mit dem Berliner Flughafen zu tun, vielmehr handelt es sich um einen Teilort der Gemeinde Kreßberg bei Crailsheim, im Nordosten Baden-Württembergs unweit der bayrischen Landesgrenze. Das Schloss war Sitz der Herren von Kreßberg, seit die mittelalterliche Burg Hohenkressberg im 17. Jahrhundert abbrannte. Heute leben dort etwa 150 Erwachsene, Jugendliche und Kinder.
Die Gemeinschaft Schloss Tempelhof versteht sich als Zukunftswerkstatt. Zwanzig Münchner:innen waren vor etwa 15 Jahren zu der Überzeugung gelangt, dass es mit unserer Welt, so wie sie ist, nicht mehr lange so weitergehen kann. Die Gruppe wollte neue Wege ausprobieren: Verbundenheit mit anderen Menschen und der Natur, eine andere Landwirtschaft, neue Formen des Zusammenlebens. So kamen sie zu ihrem Schloss, das zuletzt eine Behinderteneinrichtung gewesen war und seit Jahren leer stand. 2010 erwarben sie das Areal für 1,6 Millionen Euro.
Zwei Millionen Euro Umsatz im Jahr
Zu den Mitgliedern der Gemeinschaft gehören auch einige Mitarbeiter:innen, Angestellte im Landwirtschaftsbetrieb oder in der Küche, die zum Teil auch auf dem Areal wohnen, von außerhalb sind regelmäßig ein paar Jugendliche da, ebenso die Hälfte der 96 Schüler:innen. Dass die Gemeinschaft eine eigene Schule braucht, war schnell klar. "Wenn man auf dem Land wohnt und kein Altenwohnprojekt sein will, dann braucht man eine Schule", sagt Hadamovsky. Der 57-jährige, groß, kurze Haare, ist ein reflektierter Mensch, keineswegs ein klassischer Aussteiger, sondern einer, der versucht, die Gemeinschaft weiterzudenken, auch als Modell für die Gesellschaft als Ganzes.
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