Drei massive, rohe Holzkoffer waren 1998/99 auf der Kleinplastik-Triennale zu sehen, die damals in der noch neuen LBBW-Zentrale beim Stuttgarter Hauptbahnhof stattfand, weil der Fellbacher Gemeinderat nicht mehr mitspielte. Kleinplastik aus der Region hatten die Räte akzeptiert, aus den Nachbarländern auch. Doch als der kunstsinnige Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Kiel Kunst aus Ostasien (1995) und Afrika zeigen wollte, streikten sie.
Die drei Holzkoffer stammten von Barthélémy Toguo, einem kamerunischen Künstler, der in Abidjan, Grenoble und Düsseldorf studiert hat. Typisch afrikanisches Holzkunstwerk? Nicht ganz. Sinnbild der Migration? Vielleicht. Der volle Sinn der drei Koffer erschloss sich erst, wenn man den dazu gehörigen Text auf dem Schild an der Wand las.
"Zu Zeiten, als ich oft über den Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle einreiste" stand da, "durchsuchte mich die Polizei systematisch. Offensichtlich empfanden die Polizisten eine diebische Freude beim Durchsuchen meiner Koffer. Das brachte mich auf die Idee, ihnen eine neue Gelegenheit zu bieten, ihr Talent zu erproben." Kurz vor seiner Rückkehr nach Frankreich fertigte Toguo in Kamerun die drei massiven Holzkoffer an, die am Flughafen dann einiges Aufsehen erregten.
"Das Erstaunen und die Aufregung der Kinder", hieß es weiter, "führten zu einem Menschenauflauf, was die Sicherheitskräfte auf den Plan rief." Sie brachten ihn zur Polizei, und von da ging es weiter zum Zoll. "Dort machte sich die Polizei daran, mein Gepäck buchstäblich abzuhorchen, und wollte es öffnen. Für die drei Koffer aus Holz wurde ein beeindruckendes Arsenal aufgeboten. Röntgenstrahlen, Taschenlampen, Laser und Aufbau vor dem Durchleuchtungs-Bildschirm. Die Überprüfung der drei verdächtigen Objekte dauerte zwei Stunden."
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