Ohne die Fähre hätte es das nicht gegeben: Seit fünfzig Jahren sammelt die Kreissparkasse (KSK) Esslingen, heute Esslingen-Nürtingen, moderne Kunst. Denn der 2021 verstorbene, langjährige Vorstandsvorsitzende Karl Otto Völter, der 1971 nach Esslingen kam, hatte seine Kunstbegeisterung aus Saulgau mitgebracht, wo die städtische Galerie "Die Fähre" seit 1947 Ausstellungen machte, die weit über die oberschwäbischen Lande hinaus strahlten und auch den Sparkassendirektor infiziert hatten.
Völter begann mit HAP Grieshaber. Zur Eröffnung der Ausstellung reiste auch Bruno Effinger, der Leiter der Fähre, aus Saulgau an, das sich erst seit 2000 Bad Saulgau nennt. "Kunst in der KSK war etwas Undenkbares", so beschrieb der 85-jährige ehemalige Bankdirektor rückblickend die Situation, als er 2018, lange nach seiner Pensionierung, auch die Leitung der Kunstsammlung abgab. "Die Fähre", so Völter, "galt damals auch als oberschwäbische Documenta."
"Eine denkwürdige Begebenheit, ein in die Bildungsgeschichte der Stadt Saulgau in besonderer Weise tief eingreifendes Ereignis", so bezeichnet Josef Karlmann Brechenmacher am 12. September 1947 die Eröffnung der Galerie. Der damals bereits siebzigjährige Lehrer war 1934 als Gegner der NSDAP zwangspensioniert worden. Er war nach Stuttgart gezogen und hatte ein Standardwerk zur Herkunft deutscher Familiennamen verfasst. 1945 kam er nach Saulgau, wo ihn die französischen Besatzer zum Vorsitzenden der Entnazifizierungskommission ernannten. Und dann zum Kuratoriumspräsidenten der Fähre.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!