Lustig, dass ausgerechnet die Satire auf Stuttgart 21 vor dem Stadtpalais stört. Denn dort steht ja allerlei rum. Oder doch eher entlarvend? Schon bei der Sitzung des Verwaltungsausschusses des Gemeinderats vor einer Woche wurde klar: In den lobenden Worten für den Künstler und sein Kunstwerk schwingt immer das ganz große Aber mit: Nicht an diesem Platz, nicht vor dem Stadtpalais. Vielleicht noch erdrückt von der Architektur am Stockholmer Platz. Aber am liebsten ganz weg. Ausgesprochen hat es nur der AfD-Stadtrat Frank Ebel: "Ihre Kunst, Herr Lenk, ist scheußlich und vulgär." Als einziger gekämpft für den Verbleib hat SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch. Der einzige übrigens in diesem Gremium, der sich mit der Rolle von Kunst und Kultur in der Politik und im öffentlichen Raum auseinandergesetzt hat.
Der einzige auch, der für einen Kompromiss vor dem Stadtpalais geworben hat und das zehn Meter hohe Lenk-Werk nicht abschieben wollte, bevor ein adäquater Standort gefunden ist: Warum kann das Ende Juli beginnende Stadtpalais-Festival "Stuttgart am Meer" die Skulptur nicht so lange umspülen? Warum können Planschbecken, Grillplätze und Liegestühle samt Dünen nicht um das Denkmal gruppiert werden? "Können Sie das konkret machen?", fragt Hannes Rockenbauch nach dem Konzept und regt Flexibilität an. Nee, geht nicht. Die Gelder sind bewilligt, die Dünen wie in Stein gemeißelt, Stadtpalais-Chef Torben Giese will die Hoheit behalten. Der "Schwäbische Laokoon oder die Chronik einer grotesken Entgleisung" stört – weg damit, Ende Gelände.
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Steiner
am 28.06.2021