Was ist das ikonische Foto aus der Zeit der Spanischen Grippe, die sich von 1918 bis 1920 rund um den Erdball verbreitete? Vielleicht jenes der Polizisten in Seattle, die alle eine weiße Mundschutzmaske tragen. In den USA, wo die Grippe besonders heftig wütete, mag das noch präsenter sein als hierzulande; das US-Magazin "Wired" wies jedenfalls in einem Artikel vom 30. März noch einmal darauf hin: "Schaut man sich Fotos von Amerikanern während der Grippe-Pandemie von 1918 an, fällt eine Einzelheit besonders auf: Masken. Stoff, meist weißer Mull, bedecken fast jedes Gesicht."
Das ist, zumindest in Deutschland, noch nicht der Fall, in vielen Teilen der Welt aber schon. Nicht nur in China, sondern auch in Italien und Spanien. Es spricht also einiges dafür, dass dereinst das ikonische Foto der Sars-Cov-2-Pandemie auch ein Maskenfoto sein wird – jedenfalls eher als das Bild leerer Klopapierregale, die allenfalls als kurioses Anfangsphänomen in Erinnerung bleiben dürften.
Wird es ein Foto von Xi Jinping oder Sebastian Kurz sein, bei dem die heroische Inszenierung als zupackender Krisenmanager im Mittelpunkt steht? Wird es das Bild von Armin Laschet sein, das eher geneigt ist, eine entsprechende Macherkompetenz zu untergraben? Oder vielleicht jenes auch kompositorisch aparte und mit dem schönen Begriff "Fahrstuhlgate" verbundene Foto von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und zehn anderen Personen, die sich in einem Fahrstuhl aneinander drängen, so eng, wie es schon in nichtpandemösen Zeiten grenzwertig wäre, und in Zeiten des 1,50-Meter-Abstand-Gebots noch mehr? Ob am Ende ikonisch oder nicht, auf jeden Fall ein Beispiel, wie man es eher nicht machen sollte. Und wer jetzt sagt: Aber die tragen doch alle Masken, da kann doch nichts passieren – nun ja, es ist kompliziert.
Die Tücken der Maske
Wobei, eigentlich ist es gar nicht mal so schwer verständlich. Es geht nur eine Menge durcheinander. Zunächst ist Maske nicht gleich Maske. Es gibt partikelfilternde FFP-2- und FFP-3-Masken, deren Filter Viren abhalten, die aber tunlichst medizinischem Personal vorbehalten sein sollten, um Engpässe zu vermeiden. Und es gibt Mund- und Nasenschutzmasken, mal OP-Masken, mal Alltags- oder Communitymasken genannt, oft aus Baumwollstoff oder Mischgewebe, die keinen entsprechend umfassenden Schutz gegen Viren bieten.
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Christian Sorg
am 23.04.2020