Während sich die muntere Truppe auf eine Konfrontation mit der Polizei vorbereitet hat, reagiert diese ganz anders als erwartet. Es dauert eine gute halbe Stunde, nachdem die ersten über den Werkszaun geklettert sind, bis sich herumspricht: vier Streifenwagen sind unterwegs. "Wie süß", kommentiert eine spöttisch, die fest entschlossen ist, die Gleise weiterhin zu blockieren. Als die ersten Beamten eintreffen, ist die Situation chaotisch und widersprüchliche Aussagen sind zu hören. Ein Polizist murmelt: "Da brauchen wir das SEK." Ein anderer teilt fast zeitgleich mit: "Wir wollen auf keinen Fall eskalieren". Dann, nach einer knappen Stunde, ziehen die Beamten wieder ab und teilen den verdutzten 50 Menschen auf dem Gleisbett lapidar mit: "Ihr könnt erst einmal hier bleiben."
Alle sind verwirrt. Dann steigt eine kleine Gleisparty: Auf den Schienen spielen ein paar das Gesellschaftsspiel "Kraftwerke besetzen". Es ist an den Klassiker "Risiko" angelehnt, bloß, dass man hier keine fremden Länder überfällt, sondern Energiekonzerne ärgert. Ein protesterprobter Animateur bringt einem kleineren Grüppchen eine Tanz-Choreografie bei: Nach dem Sidestep mit Wellenbewegung kommen Handspiegel und Schulterblick, Klatschen und Tüten packen, gefolgt von "Rainbow" und "Airplane" und schließlich der "Run!": Mit vorgehaltenem Zeigefinger gehen sie in die Hocke und bewegen sich in krabbenähnlichen Trippelschritten seitwärts. Das sorgt für viel Gelächter. Der linke Bundestagsabgeordnete aus Karlsruhe, Michel Brandt, ist als parlamentarischer Beobachter vor Ort und findet die Aktion sensationell: "Schön, dass 'Ende Gelände' uns hier in Baden-Württemberg beehrt."
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Peter Pan
am 06.02.2019