Die gute Nachricht zuerst: Ich glaube an die Machbarkeiten, an den Erfindungsreichtum der Menschen. Ich werde immer wieder überrascht, welche genialen Lösungen erfunden und erdacht werden. Wir hatten – noch keine 30 Jahre her – das Waldsterben ausgelöst durch den sauren Regen, der wiederum durch uns verursacht wurde und die dramatische Verschmutzung unserer Fließ- und Stillgewässer, in welchen das Baden verboten, ja manchmal lebensgefährlich war. Beide Herausforderungen haben wir recht gut in den Griff bekommen.
Aber was draußen in der Natur passiert, wie Pflanzen und Tiere als eigenständige, ja selbstbestimmte Lebewesen "funktionieren", das haben wir verlernt oder gar nie richtig verstanden. Wir haben die Formensprache der Natur verlernt und sie durch unsere Ordnungssprache ersetzt. Wir brauchen Übersicht, Ordnung, Sauberkeit und – vielleicht – Digitalisierung. Überall, wo etwas wächst und lebt, wird verdrängt, reguliert, geschnitten, gestaltet, geformt, gezüchtigt, gerodet, vernichtet, entfernt!
Es dauert 50 bis 80 Jahre, bis dieser Verlust wieder ausgeglichen ist. Keiner denkt so weit. Wer rechnet denn wirklich mit der Zeit, mit diesen Menschenleben langen Zeitspannen?
Weil wir alle Zahlen besser verstehen als die komplexen Vorgänge der Natur, möchte ich am Beispiel einer 100-jährigen Buche erklären, was sie für uns tut, welche Wirkung sie hat. Sie hat 600.000 Blätter und damit eine 1.500 Quadratmeter große Blattoberfläche. Sie atmet und erzeugt 4,5 Tonnen Sauerstoff pro Jahr – so viel, wie 15 erwachsene Menschen zum Atmen jährlich brauchen. Gleichzeitig entnimmt sie sechs Tonnen Kohlendioxid aus der Luft. Fast unglaublich: sie filtert zusätzlich eine Tonne Feinstaub und Dreck. Sie pumpt täglich bis zu 400 Liter Wasser in ihre Krone, kühlt damit die Umgebung um drei bis fünf Grad Celsius herunter.
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Rossi
am 16.11.2023