Der Bundestag macht es vor, wie es nicht geht. Schon allein mit der AfD hat sich eine Fraktion so sehr vergrößert auf 152 Abgeordnete, in der Frauen traditionell Mangelware sind. Die Union bleibt ebenfalls – wieder einmal – deutlich hinter eigenen Vorgaben zurück, so dass sich sogar öffentlich Widerstand formiert. Mechthild Heil, die Vorsitzende der Gruppe der Politikerinnen von CDU und CSU im Bundestag, fordert die Hälfte der Ämter in Partei und in der neuen Bundesregierung. Tatsächlich werden sie gerade so schlecht behandelt wie schon lange nicht mehr. In der internen Verhandlungsgruppe, die über Verteilung von Gremienämtern in der schwarzen Fraktion berät, sitzen 24 Menschen, darunter sage und schreibe eine einzige Frau.

Mechthild Heil, CDU, fordert mehr Parteiämter für Frauen. Foto: Rafael P. D. Suppmann, CC BY-SA 4.0, Link
Gerade der Umgang mit Heil selbst steht für die unterirdische Rückständigkeit ihrer Partei. Die 63-Jährige Bauingenieurin aus Andernach hat Erfahrung als langjährige Gemeinde- und Kreisrätin, sie ist CDU-Kreis- sowie stellvertretende Landesvorsitzende und Mutter von drei Söhnen. In der vergangenen Legislaturperiode gehörte sie als Fachpolitikerin dem Ausschuss für Bauwesen und Stadtentwicklung an. In den Koalitionsverhandlungen sollte sie trotzdem in jene Fachgruppe, die Familienpolitik verhandelt, woraufhin sie dankend verzichtete. "Die männerdominierte Union muss sich ändern", rüffelt sogar Stephan-Andreas Casdorff im Berliner "Tagesspiegel". Für eine Rechnung ohne Frauen bekomme sie die Quittung: "Wenn nicht heute, dann morgen."
Im Südwesten, am anderen Ende der Republik, ist die Botschaft noch gar nicht angekommen. Der gerade offiziell zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2026 ausgerufene CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel hat zum diesjährigen 8. März gepostet: "Bei uns ist jeder Tag Weltfrauentag." Und dann beherzt appelliert: "Sei ein Teil davon und mach mit". In der richtigen Welt bleibt die konkrete Umsetzung bislang dürftig. Nur zwei Wochen später ging, ein Beispiel für die Schräglage, Sabine Hartmann-Müller, Landtagsabgeordnete seit acht Jahren, beim Versuch der Wiedernominierung im Wahlkreis Waldshut sang- und klanglos unter.
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Schorsch 93
vor 3 Wochen