Die Aufregung war groß, als Anfang Dezember 2024 die Pläne der Parteispitze in der Jungen Alternative bekannt wurden. Nils Hartwig, der Vize-Bundesvorsitzende, reagierte mit martialischen Worten: "Jetzt heißt es Stahlhelm auf und ab in den Schützengraben. Unsere JA nehmen sie uns nicht."
Auf ihrem Bundesparteitag beschloss die AfD am 12. Januar 2025 mit einer Zweidrittelmehrheit die Auflösung der offiziellen AfD-Parteijugend Junge Alternative, um sie dann in anderer Form unter anderem Namen wieder zu gründen. Bisher war die JA ein nichteingetragener Verein, nun soll eine neue Jugendorganisation innerhalb der AfD gegründet werden, der automatisch alle Partei-Mitglieder unter 35 Jahren angehören. In der AfD wird vom "Juso-Modell" gesprochen, denn in der SPD gehört auch jedes Mitglied bis 35 Jahre automatisch zur Gruppe der Jusos. Wobei das Beispiel hinkt, denn es ist durchaus möglich, Mitglied der Jusos zu sein, ohne der SPD anzugehören –und genau diese Möglichkeit will die AfD bei ihrer Jugendorganisation nicht mehr.
Jedenfalls würde dieses neue Modell der Parteiführung in Zukunft einen Durchgriff bei Konflikten ermöglichen, weil mit dem Rauswurf aus der Partei auch gleichzeitig die Mitgliedschaft in der Jugendorganisation erlöschen würde. Bisher war die JA eine unabhängige Organisation, deren Mitglieder nicht alle der AfD angehörten, auch wenn die einzelnen Landesverbände sie nach und nach als offizielle Jugendorganisation anerkannt hatten. In der gesamten AfD-Parteigeschichte galt sie als rechts vom Partei-Mainstream.
Die JA-Frage
Der Streit um das Schicksal der JA erstreckte sich bis auf den AfD-Bundesparteitag im Januar dieses Jahres. Ein gleich am Anfang eingebrachter Antrag aus Thüringen, vom Landesverband von Björn Höcke, auf Nichtbefassung mit dem Antrag zur Auflösung der JA scheiterte. Interessanterweise kam eine Gegenrede von dem hessischen Landtagsabgeordneten Andreas Lichert. Er war bis 2018 Vorstandsmitglied des Trägervereins des "Instituts für Staatspolitik" um Götz Kubitschek, der inzwischen de jure aufgelösten, de facto aber lediglich umbenannten neofaschistischen Kaderschmiede der AfD. Lichert darf unter anderem deshalb dem ideologisch-faschistischen Flügel der AfD zugerechnet werden. Eigentlich sieht er in der Person Höcke seinen Heilsbringer. Doch zur Frage der JA-Auflösung gab es innerhalb dieses Flügels offenbar unterschiedliche Haltungen. Kritiker:innen befürchteten beispielsweise, dass mit der bisherigen Unabhängigkeit der rebellische jugendliche Geist verloren ginge und Verbindungen in das extrem rechte Vorfeld gekappt werden könnten.
Befürchtet wurde auch, dass die Parteiführung den Nachwuchs zähmen wolle. Für einen Teil des ideologisch-faschistischen AfD-Flügels mutete aber offenbar die Gefahr eines Verbotes der JA als Verein gefährlicher an. Denn die JA kann als unabhängiger, nicht eingetragener Verein recht einfach verboten werden. Das kurzzeitige Verbot des extrem rechten Magazins "Compact" wurde auf dem Parteitag in der Debatte mehrfach als warnendes Beispiel angeführt. Als Teil der Partei ist ein Verbot der Parteijugend dagegen nicht so einfach.
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SSV Ulm 1846
vor 3 Wochen