Saskia Esken trägt einen, na klar, knallroten Anorak, aber der reicht offenbar nicht. "Es isch kalt", sagt die SPD-Vorsitzende, und es ist wirklich ein eisiger Wind, der über den Mailänder Platz im Stuttgarter Europaviertel pfeift. Dorthin haben Lucia Schanbacher und Dietmar Bulat, die beiden Stuttgarter SPD-Kandidierenden, zu "Punsch und Politik" mit ihrer Parteichefin eingeladen. Der Punsch ist Kinderpunsch, aber heiß und ebenfalls rot. Es ist der Abend des 21. Januar, noch ahnt keiner, dass Friedrich Merz gut eine Woche später im Bundestag durch eine Abstimmung mit AfD-Unterstützung die Brandmauer nach rechts de facto einreißen und dem Wahlkampf eine neue Dynamik und Richtung geben wird.
Zwei, drei Dutzend Interessierte sind an den Stand gekommen, diskutieren, machen Selfies, die meisten sind SPD-Mitglieder. Auch die drei jungen Menschen, die etwas am Rand stehen. Alle drei sind vor Jahren aus Syrien gekommen, ihr Lebensmittelpunkt ist jetzt in Deutschland. Nouran, 18 Jahre alt, geht noch zur Schule, sie will erst den Hauptschulabschluss machen, dann Realschule, dann Gymnasium, wenn's klappt, Medizin studieren. Oder Polizistin werden. Nouran ist seit etwa einem Jahr in der SPD, weil die Partei für Frieden sei, weil sie frei von Rassismus sei, weil sie Menschen nicht danach beurteile, wo sie herkämen. "Sie sagen nicht: Du bist Ausländer, geh!"
An diesem Dienstag am Stand geht es um soziale Gerechtigkeit. "Ich sag es ganz klar: Wir müssen die großen Vermögen höher besteuern", sagt Esken, es könne nicht sein, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander gehe. Und mehrmals zitiert sie Juso-Chef Philipp Türmer: "Ich will aus Milliardären Millionäre machen!"
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