Sommers wie winters attackiert Hans-Ulrich Rülke fast täglich seine Kolleg:innen: Schriftlich per Pressemitteilung und erst recht in Plenardebatten. Die Methode des FDP-Fraktionsvorsitzenden im baden-württembergischen Landtag kennt dabei verschiedene Spielarten. Mal versteht er Satzteile politischer Gegner:innen absichtlich falsch, mal stellt er unhaltbare Grundsätze auf, stellt schiefe Vergleiche an, er wird gern persönlich und aggressiv. Der Blick zurück beweist zudem, mit wie vielen seiner Prognosen er daneben lag.
Wahr ist aber auch, dass Rülkes Jagd nach Aufmerksamkeit um fast jenen Preis die Südwest-FDP stabil über zehn Prozent hält. Der gebürtige Tuttlinger ist inzwischen 60 Jahre alt, aber laut wie eh und je. Der Germanist war Gemeinderat und Studiendirektor. Viele seiner früheren Schüler:innen würden sich sicher die Augen reiben, wie er dem Beinamen Brüllke“, den er sich so schwer erarbeitet hat, unverdrossen versucht, gerecht zu werden.
Seit 2006 vertritt der bekennende Freund von Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus und Stuttgart-21-Fan den Wahlkreis Pforzheim im Landtag. Nur drei Jahre später putschte er sich an die Fraktionsspitze und entwickelte einen Stil, der zu Nachahmung nicht empfohlen ist. Denn nur eine Handvoll mehr Parlamentarier:innen von seiner Sorte würden jeden Rahmen politischer Gepflogenheiten sprengen. Ziemlich sicher weiß er das, und ziemlich sicher spornt ihn diese Erkenntnis auch immer weiter an, und immer weiter, und immer weiter.
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Ebass
am 06.08.2022