Woche drei nach dem historischen Wahldebakel für die CDU startet mit Aufräumungsarbeiten: Ministerpräsident Winfried Kretschmann lädt zur ersten bildungspolitischen Videokonferenz ihrer Art seit Beginn der Pandemie. Endlich kommen alle Beteiligten in direkten Austausch mit dem Entscheider. Die bisherige Entscheiderin, Noch-Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), hatte genau solche Diskussionen zu Wünschen und Beschwerden der PraktikerInnen tunlichst vermieden. Monika Stein, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), fasst die Stimmung zusammen: "Nach dem monatelangen Streit haben wir jetzt den Eindruck, dass die Meinung der pädagogischen Expertinnen und Experten wieder gefragt ist."
Der große Grüne mit der seit dem 14. März erst recht polierten Gloriole lässt die Ausgangslage auf sich wirken. Die Anfangseuphorie nach der ersten Sondierung ("zum ersten Mal haben wir die Wahl") ist einer grüblerischen Zurückhaltung gewichen. Er hänge an Bewährtem, berichten Parteifreunde, nur dass für Grün-Schwarz leider gelte, "die Zusammenarbeit hat sich in zu vielen Details nicht bewährt". In der jüngsten Sitzung der Landtagsfraktion am Dienstagnachmittag schlägt das Pendel zumindest nicht in Richtung Ampel, weil doch "vieles auch gut gelaufen ist mit der CDU". Nur manche wundern sich "über solche Erinnerungslücken" angesichts der Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre. Andere fremdeln mit der FDP. Er habe noch nie, sagt ein Grüner, ein Wort mit deren Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke gewechselt.
Also wird analysiert und gewogen, für zu leicht oder zu schwer befunden. Der 72-Jährige Kretschmann, befürchtet eine Abgeordnete, mache sich selber älter als er sei, "wenn er zu Neuem nicht bereit ist". Er selbst ist jedenfalls nicht unbeeindruckt davon, wie sich die CDU-VerhandlerInnen im Klimaland Baden-Württemberg neu erfinden wollen, wie Angebote gemacht wurden, die kaum abzulehnen sind. Immer unter der Voraussetzung, sie wären wirklich durchsetzbar – in den Gremien, in der Mitgliedschaft und in die Breite der Partei.
Unterm Geschenkpapier lauert die Drohung
Eine Offerte ist, herausgeschält aus dem schönen Geschenkpapier, zugleich als Drohung zu verstehen. Die Schwarzen argumentieren mit ihrer breiten Verankerung im ganzen Land nach dem Motto, das mit 24,1 Prozent erst recht gilt: Wenn wir müssen, weil ihr Grüne uns in die Opposition gezwungen habt, können wir euch Veranstaltungen wie die zum Nationalpark mit seinen Trillerpfeifenkonzerten ganz schnell wieder auf den Hals hetzen. Und zumindest für anhaltende Unruhe unter den schwarzen Kommunalos und LandrätInnen sorgen. Nicht umsonst sitzt als Wink mit dem Zaunpfahl mit Stefanie Bürkle jene aus Kretschmanns Heimat mit am Verhandlungstisch.
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Joa Falken
am 26.04.2021