Politik kann wie eine Droge wirken, der Entzug schmerzhaft sein: Kein freigeräumter Platz mehr in der ersten Reihe, kaum mehr Anfragen und keine Kamera, die rot leuchtet, wenn man auftaucht. "Wenn ich nicht mehr in der ersten Reihe sitze, kann ich auch gehen, wann ich will", bricht es aus Brigitte Lösch heraus. Ihr Lachen wirkt befreit, mit nur einem kleinen Schuss Wehmut. Eigensinnig hat die 58-Jährige über die Jahre ihre Themen verfolgt, FreundInnen hat sie sich damit nicht immer gemacht, ein Profil erarbeitet allerdings schon. Brigitte Lösch, das ist die Grüne, die bei den Gegendemos zu den homophoben "Demos für alle" als Rednerin aufgetreten ist. Das ist die Stuttgart-21-Gegnerin, die auch nach dem Volksentscheid auf die Montagsbühne der KritikerInnen gestiegen ist und sich den Mund nicht hat verbieten lassen. Losgelöst im Raumschiff Landtag war nie ihr Ding.
Rainer Stickelberger bezeichnete sich selber als "waffenlosen Kleinwagenfahrer", als er 2011 in der grün-roten Koalition das Amt des Justizministers übernahm. In Abgrenzung zu seinem FDP-Vorgänger Ulrich Goll, der bekennender Revolver- und Ferrarifan war. Der studierte Jurist Stickelberger trat 1971 der SPD bei. Von 1984 bis 1992 war er Bürgermeister seiner Heimatstadt Weil am Rhein. Bei seiner Kandidatur für den Landtag 2001 errang er aus dem Stand das Direktmandat in seinem Wahlkreis Lörrach, die SPD-Fraktion machte daraufhin den Neuling aus dem südwestlichsten Wahlkreis zu ihrem rechtspolitischen Sprecher. Stickelberger engagiert sich ehrenamtlich in seiner Heimatstadt. Er ist Mitglied in der Arbeiterwohlfahrt und im Sportverein. (sus)
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Wolfgang Jaworek
am 12.02.2021