Es geht um 345 Milliarden Euro, die von 2021 bis 2027 in die Agrarpolitik fließen werden. Wie soll dieses Geld – übrigens ein Drittel des EU-Gesamtbudgets – künftig eingesetzt werden, damit die Bauern der 28 Mitgliedsstaaten ökologischer wirtschaften? Im Großen und Ganzen so wie immer, haben die Agrarminister der Länder vorige Woche beschlossen. Das EU-Parlament (EP) hat ein bisschen mehr Geld für Ökologie gefordert, das war's. Der grüne Stuttgarter EU-Parlamentsabgeordnete Michael Bloss ist sauer: "So wird die Agrarreform auf keinen Fall dazu beitragen, die Klimakrise zu bewältigen. Zum Teil liegen damit die Öko-Bedingungen sogar noch hinter dem, was aktuell gilt."
Unter der Leitung der deutschen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) haben die EU-Agrarminister beschlossen, nicht zu viel zu verändern. Weiterhin werden etwa drei Viertel der Gelder direkt an die Landwirte gehen und zwar nach Größe ihrer Betriebe. Um die 500 Euro pro Hektar erhalten so die Bauern in Deutschland. Der Ministerrat will zudem, dass 20 Prozent der Direkthilfen an Umweltauflagen geknüpft werden sollen. Das EU-Parlament verlangt 30 Prozent. Eco-Schemes werden diese Umweltauflagen genannt, und die Krux daran ist, dass die Teilnahme freiwillig sein soll. Zudem wurden wegen Corona die geltenden EU-Agrarregeln um zwei Jahre verlängert, womit die Agrarreform erst 2023 startet und dann sollen – so der Ministerrat und das EP – die Staaten erst mal zwei Jahre die neuen Regeln ausprobieren können. Bis 2025 brauchen die Großbauern also nicht um ihre bisherigen Subventionszahlungen zu fürchten. Klöckner nannte diese Einigung im Agrarministerrat übrigens "Systemwechsel".
Digitalisierung ist kein Umweltschutz
Da kann der Grüne Bloss nicht mal mehr höhnisch lachen. Zumal die bisherigen Vorschläge für Eco-Schemes nicht nur Umweltschutzcharakter haben. Bloss: "Da fällt zum Beispiel auch Precision Farming drunter, und das hat ja nun nicht viel mit Ökologie zu tun." Diese Digitalisierung der Landwirtschaft kann zwar auch zu einem sparsameren Pestizid- und Düngemitteleinsatz führen, aber es gehören beispielsweise auch GPS-Systeme als Lenkassistenten dazu. Letztlich ist das Ziel von Precision Farming, kleinteilig zu erfassen, wie jeder Quadratmeter Boden ideal genutzt werden kann, um Betriebsmittel einzusparen. "Sinnvoller wäre es angesichts der Klimakatastrophe, weg von der intensiven Landwirtschaft zu kommen und ökologische Landwirtschaft zu fördern, die zum Beispiel Humusböden aufbaut, der CO2 speichert", sagt Bloss.
1 Kommentar verfügbar
Peter Meisel
am 28.10.2020Wir kopieren das von ihnen wie das Virus. Land - Wirtschaft d. h. : Dank Glyphosat werden unsere Böden auch vergiftet und die Überproduktion senkt die Preise d. H. die Produkte sind nicht wert Nahrungsmittel genannt…