Es ist herrlich in diesem Garten mit den Rosenbüschen und dem alten, knarzigen Apfelbaum. Wie passend, dass dieses Fleckchen Erde mitten im Konstanzer Stadtteil Paradies gelegen ist. Etwa 15 Gäste sind an diesem Freitagnachmittag gekommen zum Gartengespräch bei Blechkuchen auf rotkarierter Tischdecke. Eingeladen hat Luigi Pantisano, SÖS-Stadtrat aus Stuttgart, der in Konstanz zur OB-Wahl kandidiert und gerade vorstellt, was er mit der Stadt so vorhat: Bürger einbinden in Entscheidungen, klimaneutrale Stadt bis 2030, autofreie Innenstadt, Anwohner-Parken in bestehenden Parkhäusern, abschließbare Fahrradboxen, damit Lastenräder oder teure E-Bikes nicht auf dem Gehweg rumstehen, sondern sicher verstaut werden können. Er lächelt und breitet die Arme aus. Die Paradiesler mögen ihn.
Seit Monaten macht Pantisano Wahlkampf in der Stadt am See. Erst digital, weil die Wahl eigentlich Anfang Juli stattfinden sollte, dann aber coronabedingt auf den 27. September verschoben. Seit einem Monat läuft seine offizielle Wahlkampagne. Anfangs war er als der bunte Hund im Rennen, eine sozial-ökologische Ausrichtung war bisher eher kein Garant, um Bürgermeisterwahlen zu gewinnen. Mittlerweile könnte er tatsächlich Chancen haben, obwohl seine Konkurrenz (alles Männer) durch die Bank weg ebenfalls mit Klimaschutz und Weltoffenheit zu punkten versucht. So richtig wahlkämpfend präsent allerdings ist bisher keiner von ihnen.
Der amtierende OB Ulrich Burchardt (CDU), Pantisanos wohl stärkster Gegner, hat zwar als erster bundesweit einen Klimanotstand für seine Stadt ausgerufen, der aber eher zahn- und ziellos daherkommt. Andreas Matt, bisher Landesgeschäftsführer beim CDU-Wirtschaftsrat in Sachsen-Anhalt, tritt parteilos an und "mit Leidenschaft für ein ökologisch vorbildliches, ökonomisch erfolgreiches und lebenswertes Konstanz". Dazu kommt der Architekt Felix Müller ("Aus Hamburg gekommen, wegen Konstanz geblieben"), Mitbegründer der Fridays-for-Future-Bewegung in der Stadt. Aktuell hat sich noch Andreas Hennemann ins Rennen geworfen, Rechtanwalt, SPDler, Wahlkampfslogan: "Die ganze Stadt im Blick".
"Eigentlich müsste ich es werden"
"Ich habe schon mit so vielen Leuten gesprochen, ich lerne so viel über die Stadt. Eigentlich müsste ich es werden", sagt Pantisano immerhin mit verschmitztem Lächeln, mittags beim Rundgang durch den Stadtteil Öhmdwiesen, in dem er mal gearbeitet hat. "Was man als OB für einen riesigen Apparat hat!" Er ist ganz verzückt, wenn er darüber nachdenkt, was man mit dem alles umsetzen könnte. "Ein OB ist Chef der Stadtverwaltung. Und das bin dann ich!" Bei soviel Pathos muss er selber seufzen.
2 Kommentare verfügbar
romi Konstanz
am 23.09.2020Aber wenn ich mich in meinem Wahlkampf verspäte, rufe ich schnell ein Auto (Taxi) innerhalb der engeren Stadt und lasse mich ins Paradies zum Gartenwahlkampfgespräch fahren.
Sehr schwach! Mit dem Fahrrad hätte…