Eigentlich war nur etwas fürs Frühstück zu besorgen. Doch die Fahrt zum Bäcker wurde – mal wieder – zum Höllentrip. Bereits auf dem ersten Kilometer attackierte mich ein zähnefletschender Vierbeiner, dessen Herrchen seinen Liebling an der langen Leine hatte. Von wegen, der will bloß spielen. Auch ohne Biss sind solch tierische Begegnungen immer ein Sturzrisiko, verschärft durch den fatalen Katapulteffekt, der dem Radfahrer beim Verheddern in Hundeleinen droht. Auf einem „gemeinsamen Rad- und Fußweg“ kurz darauf das klassische Ausweichdrama: Ein Fußgängerpärchen reagiert auf meine StVO-konforme „helltönenden Klingel“ nicht und weicht erst in kritischer Kollisionsdistanz aus – die rechtsgehende Dame nach links und ihr linksgehender Begleiter nach rechts. Ergebnis: Vollbremsung.
Ob dieses Phänomen, dass aufgeschreckte Menschen in gegensätzliche Richtungen drängen, schon psychologisch ergründet wurde? Von diesem Paar gab´s statt Antworten nur Beschimpfungen: „Unverschämter Raser!“ Auf den letzten Metern trifft nochmals Glück auf Unglück: Ein Paketauslieferer, in sein Handy vertieft, übersieht das Verkehrszeichen 206 – achteckig, rot mit weißer Schrift. Von wegen „Halt! Vorfahrt gewähren.“ Der gute Mann rauscht ungebremst über die Kreuzung. Und last but not least öffnet sich in einer Parkbucht neben dem Radstreifen unvermittelt eine Autotür.
Andreas Scheuer ist jetzt auch Fahrradminister
Ortswechsel: In einem Youtube-Video radelt ein smarter Mann entspannt der Kamera entgegen. Kein Fußgänger kreuzt den Weg, weder rasen Pakettransporter durch die Szenerie, noch parken dort Autos, in deren Türen Radler krachen könnten. Das Set lässt vermuten, dass als Drehort ein abgesperrter Hinterhof gewählt wurde. Die lockeren Zurrgurte des schief sitzenden Schutzhelms legen nahe, dass sein Träger selten mal mit dem Rad unterwegs ist. „Ich bin Verkehrsminister und damit auch Fahrradminister“, outet sich der Hauptdarsteller als Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. In den folgenden anderthalb Minuten preist der CSU-Mann, was man dem vielfach als „Autominister“ titulierten nicht zutrauen würde: „Die größte Radreform seit 20 Jahren“.
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Beornnelm
am 01.07.2019