Mag stimmen oder nicht. Auf jeden Fall stimmt, dass der 43-jährige Gründer des "Thüringer Heimatschutzes", der schon als Schüler seine Vaterstadt Rudolstadt zur "national befreiten Zone" ausrief, bislang in keinem der inzwischen 14 parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschüsse als Zeuge gehört wurde, Stuttgart ist die Premiere. 2016 hatte er im Münchner NSU-Prozess ausgesagt, dass ein Großteil der etwa 200 000 D-Mark, die er in seiner Eigenschaft als V-Mann des Verfassungsschutzes – von 1994 bis zur Enttarnung 2001 – bekommen haben will, in die Finanzierung nicht der rechtsradikalen Szene floss, sondern in die Taschen von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
In Stuttgart, vorgeführt mit Fußfesseln übrigens, nennt er Details. Etwa, dass er den Kollegen vom Verfassungsschutz die rassistische Monopoly-Variante "Progromly" verkauft hat. Das Spiel ist in Heimat- und Handarbeit vom NSU-Trio höchstpersönlich produziert worden und geistert noch immer durchs Netz. Anstelle von Straßen und Gebäude können – mit Reichsmark, versteht sich – Konzentrationslager oder ein Gaswerk erworben werden. Für Verdienste gibt es Boni: "Dir ist es gelungen eine Horde roter Zecken mit Hilfe eines MG's abzuwehren. Du erhälst eine Prämie von 2000 RM", heißt es da. Oder: "Du hattest auf ein Judengrab gekackt. Leider hattest Du Dir hierbei eine Infektion zugezogen. Arztkosten 1000 RM." Oder: "Gehe zum nächsten KZ um die gefangenen Juden abzugeben und zahle dem Besitzer das doppelte der normalen Miete."
Angesichts von Brandts Aussagen bleibt manchem die Spucke weg
Grünen-Obmann Jürgen Filius empfiehlt, dass sich der Thüringer NSU-Ausschuss, ebenfalls der zweite seiner Art, noch einmal mit dem gesamten Finanzierungskomplex beschäftigt. SPD-Obmann Boris Weirauch, der dem ersten Ausschuss nicht angehörte und den Münchner Prozess offenbar nur am Rande verfolgt, "bleibt die Spucke weg" angesichts der "jüngsten Aussagen des Neonazis". Denn das Landesamt für Verfassungsschutz habe "offenbar nicht nur wissentlich und willentlich den Aufbau des Thüringischen Heimatschutzes finanziell unterstützt, sondern in diesem Zusammenhang mittelbar auch das NSU-Terrortrio im Untergrund 'gesponsert'".
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albert klütsch
am 25.02.2018