Ausgerechnet FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke, der gern die verbale Keule schwingt, sorgte beim Dreikönigstreffen für Furore mit seinem einfachen und praktikablen Vorschlag. Die klassischen Medien, forderte der frühere Lehrer, sollten ihre Kommentarfunktion nur noch für Nutzer mit Klarnamen öffnen: "Wer öffentlich etwas kommentieren möchte, soll sich dazu bekennen – oder die Klappe halten."
Mehr war nicht nötig, um nicht nur liberale Nerds in Wallung zu versetzen. Im Netz und außerhalb. "Die Frage ist doch, ob ein 56-jähriger Berufspolitiker, der vor langer Zeit Germanistik, Politik, Geschichte und Soziologie studiert hat, der richtige Ansprechpartner bei einem solchen Thema ist", postete einer, um solche "Plattitüden von Kritikverweigern" scharf zu kritisieren und dann mitzuteilen: "Ich traue mich nicht, so etwas unter meinem echten Namen zu veröffentlichen." Die Frage nach dem Warum, muss auf ewig unbeantwortet bleiben. Denn anders als beim guten alten Leserbrief und selbst bei den tausenden kritischen Mails, geschrieben mit offenem Visier, die täglich in den Redaktionen republikweit eingehen, ist eine ernsthafte Argumentation unmöglich.
Auf vielen Portalen wird allein der Anstoß zu einer Debatte über Klarnamen mit Zensur gleichgesetzt. "Wir sind der Überzeugung", bot einer der (jungen) Delegierten beim FDP-Parteitag einen Einblick in seine Gedankengänge, dass es "keine absolute Wahrheit" gibt, dass das "freie offene Internet Sinnbild der zensurfreien Kommunikation ist" und es möglich sein müsse, "Überzeugungen zu verbreiten und zu verteidigen, die naturwissenschaftlich nicht belegbar sind". Jedwede Wahrheitsprüfung sei gerade von Liberalen abzulehnen. Der Applaus fiel keineswegs spärlich aus.
Mit Milliardär Zuckerberg in einem Boot
Auch vor dem Hintergrund solcher Debatten ist es zumindest gewagt, wenn "Correctiv" jetzt falsche Nachrichten aufspüren mochte, die dann mit Warnhinweisen versehen werden. Unentgeltlich übrigens und vorerst ohne Finanzierungperspektive, im Rahmen eines Testlaufs. Ziemlich zeitgleich zur Bekanntmachung der ungleichen Allianz schwirrte die Realnews rund um den Erdball, dass Facebook-Gründer Marc Zuckerberg zu jenen acht Männern gehört, die mit 426 Milliarden US-Dollar zusammen so viel Geld besitzen wie die ärmere Hälfte der gesamten Weltbevölkerung.
15 Kommentare verfügbar
Alreech
am 24.01.2017Mit der Anonymität ist das auch so eine Sache, wer falsch…