Was passiert mit den denkmalgeschützten Überwerfungsbauwerken im Vorfeld des Hauptbahnhofs, wo sich die Bahnlinien nach Cannstatt und Feuerbach sowie die den Talkessel umrundende Panoramabahn kreuzen? Wird das "Tunnelgebirge" eingeebnet? Einige, wie der frühere Bezirksvorsteher Josef Klegraf, fordern den Erhalt und die Umnutzung des stadtbildprägenden Gleisbogens mitsamt den so genannten Hexenhäuschen unter den Brückenbögen am Nordbahnhof. Andere, wie Jürgen Lieb vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), sind der Meinung, auch nach Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 werde ein Teil der oberirdischen Gleise noch gebraucht.
Diese Frage wird möglicherweise anderswo entschieden: Am 9. August verhandelt das Verwaltungsgericht die bereits 2012 eingereichte Klage der Stuttgarter Netz AG, die einen Teil der Kopfbahnhofgleise weiter betreiben will. Nach Paragraph 11 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) dürfen Bahnanlagen nur stillgelegt werden, wenn sich dafür nach öffentlicher Ausschreibung kein anderer Interessent findet. Die S-21-Projektpartner stellen sich auf den Standpunkt, es handle sich gar nicht um eine Stilllegung, sondern nur um einen Umbau des Bahnhofs. Gerüchte kursierten, das Gericht habe mit der Verhandlung bis zu Fertigstellung von Stuttgart 21 warten wollen. Dies kann die Pressesprecherin und Vorsitzende Richterin Ulrike Zeitler nicht bestätigen. Auf Nachfrage, warum erst nach zweieinhalb Jahren im März 2015 ein Termin angesetzt wurde, macht sie einige Eilverfahren geltend, die dazwischen gekommen seien, und gibt zu bedenken: "Wenn ich hier aus dem Fenster schaue, sieht es ja nicht gerade so aus, als ob es so dringend wäre." Der Termin am 26. März 2015 war auf Wunsch der Stuttgarter Netz AG abgesagt worden, deren Vorstandsvorsitzender zurückgetreten war.
Im Gerichtssaal kann es spannend werden
Aber kurz darauf übernahm Rainer Bohnet, und nun kann es spannend werden. Bohnet war vorher Geschäftsführer der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE): ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Bonn, 1994 ursprünglich gegründet, um die eingleisige, fünf Kilometer lange Industriebahn von Bonn-Beuel nach Großenbusch zu erhalten. Die RSE bietet Schienengüterverkehr, vor allem im Raum Köln-Bonn und Koblenz-Andernach, sowie Ausflugsfahrten mit Schienenbussen an und betätigt sich in bisher zehn Gebieten als Eisenbahninfrastrukturunternehmen: <link http: www.rhein-sieg-eisenbahn.de external-link-new-window>vom Chiemgau und Passau in Bayern über Nordrhein-Westfalen bis hin zur niedersächsischen Museumsbahn Rahden-Uchte.
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Larry
am 07.08.2016