Früher hätten wir das den Kampf zweier Linien genannt. In diesem Fall der nette Herr Meuthen gegen die böse Frau Petry.
Das ist Quatsch, das wird gerne von außen hineininterpretiert. Das habe ich alles auch erlebt. In Wahrheit sind alle nur darauf aus, dem jeweils anderen am Zeug zu flicken, um sich selbst als die richtige Führungsfigur zu präsentieren. Im "Spiegel" habe ich gelesen, dass sich jüngst die Herren Meuthen, Gauland und Höcke in Berlin im Café Einstein getroffen haben. Damit sie auch jeder sieht. Vor allem die Journalisten, die dort immer sitzen.
Frau Petry war nicht dabei.
Warum auch? Es ging um nichts anderes, als klar zu machen, dass Frau Petry nicht die Spitzenkandidatin werden darf. Daraufhin hat sie sich als echte Petrygantin betätigt und die Landtagsfraktion in Stuttgart gesprengt. Allerdings ohne die Konsequenzen für die Partei zu bedenken. Mit dem Bruch in Stuttgart, der nicht mehr zu heilen ist, hat sie die AfD dermaßen beschädigt, dass sie viele, viele Wähler verlieren wird.
Und wir dachten immer, an erster Stelle stünde die Rettung des Vaterlands.
Nach all dem, was ich in dieser Szene erlebt habe, weiß ich eines: An erster Stelle steht die Egomanie, weit dahinter folgt die Sache, die vielleicht mal die ursprüngliche Motivation war. Sie verliert sich sehr schnell, und dann zählt nur noch die persönliche Selbstdarstellung. Daran zerbrechen solche Parteien regelmäßig.
Gehen wir doch mal 20 Jahre zurück. Damals haben Sie Ihren Widersacher Schönhuber als "größenwahnsinnigen Egomanen" beschimpft. Und der hat Sie ein "politisch totes Weichei" genannt.
Das ist eine richtige Parallele, allerdings mit einem kleinen Unterschied. Schönhuber hat zwar versucht, aus meiner Fraktion Abgeordnete herauszubrechen. Nur bei einem, einem Polizisten aus Stutensee, ist es gelungen, nachdem er bei ihm als Trauzeuge aufgetreten ist. Übrigens: Der wollte später wieder zurück, aber wir haben das abgelehnt. Frau Petry ist es gelungen, einen ganzen Teil der Fraktion gegen ihren Vorsitzenden zu organisieren und zu instrumentalisieren.
Das wäre Ihnen nicht passiert.
Nein, weil ich nicht Meuthen bin, auch wenn er immer wieder mit mir verglichen wird. Es ist schon ein Unterschied, ob sie eine Fraktion führen oder als Professor nur gelernt haben, Studenten herumzukommandieren. Ich kann doch beim ersten Streit nicht hergehen und sagen: Wenn ihr das nicht macht, dann trete ich aus. Das machen Sie einmal, als Ultima Ratio. Eine solche Konfrontationslinie kriegen Sie nie wieder in den Griff. Da ist ein Politamateur krachend gescheitert.
Offenbar war es Meuthen mit dem Antisemiten Gedeon ernst.
Ich kann nachvollziehen, dass dieser Gedeon ein Problem für Meuthen ist und er ihn loshaben will. Solche Parteien erzeugen einen Staubsaugereffekt und schlucken am Anfang den ganzen Narrensaum mit auf. Wenn einer sich als Möchtegern-Platon versucht, sich als Meister tituliert und die Welt mit Sokrates-Dialogen erklärt, dann wird's halt schwierig. Aber warum die Eile vor der Sommerpause, als wäre man von Furien gejagt? Das wäre eleganter zu lösen gewesen. Da ist kein Plan, keine Strategie erkennbar.
5 Kommentare verfügbar
Rolf Steiner
am 30.07.2016Wäre die CDU heute unter der "Führung" von Mappus, dann könnte dieser Schlierer wohl im…