Natürlich. Die US-Unterhändler machen Druck, dass alles Wesentliche vor der Präsidentschaftswahl Anfang November unter Dach und Fach ist. Dazu wird es wohl nicht kommen, das kann ich mir nicht vorstellen. Also wird weiter gerungen werden. Wir müssen klarmachen, dass nicht sein kann, dass alles, was jemals privatisiert wurde, nicht wieder rekommunalisiert oder reverstaatlicht werden kann, dass alle geschützten Ursprungsbezeichnungen fallen sollen, wenn es nach den Bauern geht, die in den USA italienischen Asiago oder griechischen Feta produzieren. Ich habe gelesen, dass Amerika gerade im Käse versinkt, weil die Hersteller die Mengen hochgefahren haben, die Nachfrage aber eingebrochen ist und zugleich auch noch beliebter europäischer Käse eingeführt wird. Würden die Ursprungsbezeichnungen fallen, könnten eigene amerikanische Produkte im Wert von mehr als 800 Millionen Euro besser vermarktet werden. Und im Gegenzug europäische schlechter, weil die Herkunft verschleiert wird. Das ist doch ein Wahnsinn.
Was heißt das alles für CETA? Die kanadischen Verhandlungspartner legen Wert auf den kleinen, feinen Unterschied, dass es sich um ein Handels- und nicht wie bei TTIP um ein Freihandelsabkommen handelt.
Es gibt auch in der SPD Stimmen, die da einen Unterschied machen. Ich sehe das nicht so. Reprivatisierungen sollen auch nach CETA nicht möglich sein. Und Eigentumsverletzungen sollen auch vor Schiedsgerichten eingeklagt werden können. Ich finde, dass beide Verträge ein Unding sind, sie werden völkerrechtlich geschlossen. Angenommen, wir haben eines Tages in Deutschland eine Mehrheit für die Rente mit 60, dann können wir die demokratisch einführen. Was aber in CETA und TTIP steht, das ist mit parlamentarischen Mehrheiten nicht mehr zu verändern. Das ist die Selbstentmachtung der Parlamente. Außerdem schließt CETA Dritte, vor allem Entwicklungsländer, aus. Ich hoffe sehr, dass die Parlamente dagegen stimmen werden. Wenn wir den Ländern, die nicht beteiligt sind an den Handelsabkommen, die Luft zum Atmen und das Wasser zum Trinken nehmen, wenn wir ihre Rohstoffe ausbeuten und ihnen dafür unser altes Zeug rüberschieben, dann müssen wir uns über Kriege nicht wundern. So schaffen wir die Fluchtursachen selber. Denn in Wahrheit hat sich doch noch kein einziges der Heilsversprechen an ärmere Länder im Zusammenhang mit Freihandelsabkommen tatsächlich erfüllt.
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Horst Ruch
am 22.07.2016