Herr Binninger, Sie machen sich für eine weitere Aufklärung des NSU-Komplexes stark. Warum?
In der vergangenen Legislaturperiode fehlte uns die Zeit, um alle offenen Fragen abzuarbeiten. Deshalb hatten wir zu Beginn dieser Legislaturperiode eine Berichterstatterrunde im Innenausschuss gebildet, in der wir neue Erkenntnisse besprochen und bewertet haben. Aber auch hier sind viele Fragen unbeantwortet geblieben, weshalb wir jetzt fraktionsübergreifend einen neuen Untersuchungsausschuss eingesetzt haben. Wir sind nicht die besseren Ermittler, aber wir gehen jetzt der Frage nach, ob alles getan wurde, um die Hintergründe aufzuklären. Wir wollen nicht, dass es uns bei der NSU-Mordserie so geht wie beim Oktoberfest-Attentat, wo man noch 30 Jahre später darüber spekuliert und jetzt mühsam versucht, noch offene Fragen zu beantworten.
Welche Fragen sind denn Ihrer Meinung nach noch offen?
Während sich der erste NSU-Untersuchungsausschuss schwerpunktmäßig auf die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden konzentriert hat, geht es jetzt nicht darum, nochmal das x-te Behördenversagen aufzudecken. Dieses Mal steht die Arbeit im Untersuchungsausschuss unter der Leitfrage: "War es wirklich nur ein Trio?" Da habe ich nämlich Zweifel. Wir wollen uns auch mit ganz konkreten Ereignissen beschäftigen. Besonders mit den Vorfällen am und um den 4. November 2011, das betrifft den Tod von Böhnhardt und Mundlos in Eisenach und die Explosion in dem Wohnhaus des Trios in Zwickau. Abgesehen davon werfen für mich insbesondere auch die Mordfälle in Kassel und Heilbronn oder die Rolle der V-Leute immer noch Fragen auf.
Könnten Sie eine dieser Unstimmigkeiten genauer ausführen?
12 Kommentare verfügbar
CharlotteRath
am 12.01.2016Michael von Dolsperg zu befragen, könnte beispielsweise das ja der zweite NSU-Untersuchungsausschuss tun:
http://blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/2016/01/12/der-ungehorte-zeuge/
Und weiß eigentlich jemand, wo die zwei Fahrräder geblieben sind,
mit…