Als SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel im Oktober, ohne die Grünen von seinem Sinneswandel zu informieren, doch einen NSU-Ausschuss befürwortete, versprach er, dass alle Details noch einmal zusammengetragen und bewertet würden. Er persönlich glaube zwar nicht an neue Erkenntnisse, aber auszuschließen seien sie auch nicht, so der Fraktionschef damals reichlich lakonisch. Inzwischen sind die Sozialdemokraten weiter. Ein einziger Sitzungstag, an dem drei Abgeordnetenkollegen aus Berlin und Erfurt als Sachverständige gehört wurden, machte nicht nur dem Ausschussvorsitzenden Wolfgang Drexler (SPD) klar, "dass da Sachen am Laufen waren, an die wir ranmüssen". Und zwar ohne Ansehen der Person.
Der Hinweis richtet sich nicht zuletzt an den Parteifreund, der, wenn das Gremium im Plenarsaal tagt, nur wenige Plätze rechts von Drexler in der ersten Reihe sitzt und ihn Ende Januar zur Verzweiflung trieb. Was unter anderem daran liegt, dass Sakellariou lieber seiner manchmal geradezu zügellosen Angriffslust frönt, als sich in den Dienst der Aufklärung zu stellen. Zum Beispiel, als der CDU-Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger den Ku-Klux-Klan in Baden-Württemberg thematisierte und beklagte, dass nie geklärt worden sei, wie viele Polizisten wirklich mitgemischt hätten in diesem Rassistenverein nach US-amerikanischem Vorbild.
Mehrere Beamte jener Böblinger Einheit der ermordeten Michèle Kieswetter hätten aber dessen Nähe gesucht, sagte Binninger und sah schon allein darin einen Grund, sie aus dem Dienst zu entfernen. Nichts dergleichen sei aber geschehen. "Als das bekannt wurde, waren Sie da im Staatsministerium?", wollte Sakellariou blitzschnell wissen und erntete dafür einen ersten öffentlichen Tadel von Drexler. Was wenig nutzte, denn der innenpolitische Sprecher seiner Fraktion leistete sich weitere Ausrutscher: "Es tut weh, von einem strukturellen Rassismus zu hören in einem Land, wo die Opfer zwei Polizisten waren." Den 24 000 Beamten könne "dieser Vorwurf nicht gemacht werden". Die SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl hatte mit ihrem Hinweis auf einen "strukturellen Rassismus" in der Polizei offenbar einen Nerv getroffen.
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