Wie Kontext ist der Wiener "Falter" ein Gewächs des Widerstands. In langen 32 Jahren mauserte sich die alternative Stadt- zu einer renommierten Wochenzeitung und ist neuerdings gern vergriffen in Österreichs Trafiken (zu Deutsch: Kioske).
Herr Klenk, was können JournalistInnen leisten bei einem Groß-Skandal wie dem, was auf dem Ibiza-Video zu sehen und zu hören ist?
Sie müssen solche Missstände beharrlich aufdecken und nicht nachlassen, sondern nachfassen. Wir müssen das Licht aufdrehen, wenn die Dunkelmänner im Finsteren bei Wodka und Red Bull die Republik verraten.
Sie haben die sieben Stunden und zwei Minuten ganz gesehen. Wie gehen Sie damit um, dass Sie Dinge wissen, deren Veröffentlichung nicht nur Österreich abermals massiv erschüttern könnte?
Alle Szenen, die Österreich massiv erschüttern, haben wir gezeigt. Der Rest des Videos ist more of the same. Ich muss daher die Öffentlichkeit enttäuschen. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Videos, die ich nicht einsehen konnte.
Da schwingt so etwas wie Hoffnung mit: Florian Klenk, der Jurist mit der Doktorarbeit über "Pressefreiheit und Unschuldsvermutung", war in den heißen Tagen der Veröffentlichung der Video-Sequenzen, über welche die rechtskonservative Regierung aus ÖVP und FPÖ stürzte, gefragter Gesprächspartner in TV-Sendungen zur Primetime. Gerade tourt er durch die Alpenrepublik, referiert vor vollen Häusern über die Bedeutung eines seriösen und unabhängigen Journalismus in den Zeiten von Echokammern. Die spielen in Österreich eine noch größere Rolle als in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern. Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und sein Ex-Vize Heinz Christian Strache (FPÖ) bringen es gemeinsam auf nicht weniger als 1,5 Millionen Facebook-AbonnentInnen.
Was bedeutet die ausgeprägt starke, von PolitikerInnen selber gesteuerte Präsenz im Netz?
4 Kommentare verfügbar
Volker Lehmkuhl
am 28.06.2019https://shop.falter.at/abos-hefte/falter-abos/falter-app.html
Geht auch grenzüberschreitend...