Eigentlich eine gute Nachricht. Die mehr als 300 streikenden JournalistInnen von 15 Tageszeitungen Baden-Württembergs, von der "Augsburger Allgemeinen" und der "Frankfurter Neuen Presse" erzürnten sich am Nachmittag des 12. März 2018 in Stuttgart so sehr, dass sie spontan beschlossen, auch am Dienstag bis Mitternacht weiter zu machen. Der Kern der Wut: ein Dienstfahrrad, das sich die Verlegerriege ausgedacht hatte, um ihr Angebot, das keines war, aufzuhübschen. Sie hätten von ihren Belegschaften gehört, ließen sie die verblüfften Gewerkschafter in der "Alten Kanzlei" wissen, dass ein Fahrrad willkommen sei.
Viele haben das als Schlag ins Gesicht, als bewusste Provokation betrachtet. Sie wissen, dass es den Verlagen durchaus gut geht, und dass die Tarifrunde 2018 die erste Gelegenheit seit siebzehn Jahren wäre, wieder ein winziges Plus auf dem Gehaltskonto zu haben. Und all das vor dem Hintergrund, dass die schreibende Zunft beträchtlich geringere Einkommenszuwächse hat als etwa die Metallarbeiter oder die Gebäudereiniger. Das zeigt die Wertschätzung, die der Medien-Millionärs-Club seinem Fußvolk entgegenbringt.
Die sogenannten Freien stehen bei der Tafel an
Aber: Schlimmer geht's immer. Zum Beispiel den sogenannten Freien oder den Pauschalisten, die für Hungerlöhne arbeiten. Es gibt nicht wenige von ihnen, die im Alter an der örtlichen Tafel anstehen, aus dem Presseball-Fonds etwas Bargeld erhalten. Und jedes Mal ist es ein Tauziehen mit dem Sozialamt, wenn ein schreibender Kollege, der auch Hartz IV bezieht, eine kleine Barzuwendung der VG Wort für Diät-Kost erhält – und die Behörde beschließt, die 100 Euro auf die Grundsicherung anzurechnen. Von der Kostenerstattung für ein neues Gebiss ganz zu schweigen.
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Schwa be
am 15.03.2018Ein Hauptgewinner der Großen Koalition steht schon fest. Still und heimlich haben sich SPD und Union darauf geeinigt, dass ausgerechnet für Zeitungsausträger der Arbeitgeberanteil an der…