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Einen Tag lang zaubern

Einen Tag lang zaubern
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Einmischen kann nie falsch sein. Ein neues Magazin für Zukunft und Politik will dazu anregen, zu protestieren und sich zu bewegen. Und die "Futurzwei"-Macher liefern in der ersten Ausgabe gute Gründe, warum sich die Mühe lohnt.

Die weltpolitische Lage hat sich zugespitzt. Was wäre anders, wenn man einen Tag lang zaubern könnte? Wie sähe etwa ein Europa aus, das weder rechtspopulistisch noch neoliberal wäre, sondern getragen vom Gedanken der Solidarität? Wie ein Amerika, das der Freiheit und der Demokratie und der Ökologie verpflichtet wäre? Viele Menschen stellen sich derzeit solche Fragen. Und sie gehen für eine andere Zukunft, eine menschenfreundliche, tolerante Gesellschaft auf die Straße. Die Macher von <link http: taz.de external-link-new-window>"Futurzwei" sehen darin eine neue Politisierung der Gesellschaft, wenn auch die Richtung oft noch nicht klar ist. Mit ihrem politischen Magazin, das seit Mitte Juni auf dem Markt ist, wollen sie Analysen und Debatten für einen gesellschaftlichen Aufbruch liefern.

"Futurzwei" ist eine Kooperation der "taz" und der Futurzwei Stiftung des Soziologen und Zukunftsforschers Harald Welzer. In der ersten Ausgabe "Alles könnte anders sein" schreibt Welzer über die weltweite Flüchtlingsbewegung und ihr revolutionäres Potenzial. Der serbische Revolutionsberater Srdja Popovic gibt fünf Tipps für die Veränderung der Realität (Fragen Sie sich: Was wäre anders, wenn Sie einen Tag lang zaubern könnten?). Und in einem Fragebogen dürfen Menschen sagen, was sie gerne in die Luft sprengen würden und was sie als Ökodiktator als erstes verordnen würden.

Peter Unfried, Chefreporter der "taz", Redaktionsleiter von "Zeozwei", das in dem neuen Magazin aufgegangen ist, und KontextleserInnen nicht zuletzt bekannt durch den Kontext-Politcomic <link https: www.kontextwochenzeitung.de schaubuehne beten-fuer-angela-4323.html _blank external-link>Der Ökodiktator, hat sich mit dem ehemaligen grünen Außenminister Joschka Fischer in einem diskussionswürdigen Interview nicht nur über Krieg unterhalten, sondern auch über die Grünen und den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Dem stellt Fischer, von Realpolitiker zu Realpolitiker und von Schwabe zu Schwabe, gute Noten aus. Eine kleine Kostprobe:

Peter Unfried: Wenn Sie an die Grünen denken, haben Sie einen leeren Kopf, liest man.

Joschka Fischer: Leeren Kopf?

Es fällt Ihnen nichts mehr dazu ein.

Die Grünen in Baden-Württemberg sind ein Erfolgsmodell mit Kretschmann. Es spräche also dafür zu sagen: Hey, so.

Aber?

Aber es ist nun mal so: Hätte Kretschmann eine Mehrheit auf einem Grünen Bundesparteitag? Nein. Also.

Also was?

Ende der Debatte. Was wollen Sie da noch sagen? Ob ich da der mit dem leeren Kopf bin, das zu entscheiden, überlasse ich anderen.

Kretschmann macht Politik für die ganze Gesellschaft.

Das muss er als Ministerpräsident, sonst wäre er fehl am Platz und das sollten die Grünen auch machen.

Man nimmt es ihm nicht mal übel, dass er Intellektueller ist.

Im Gegenteil. Ich bin ja selber Schwob. Kretschmann ist die Kombination von Bodenständigkeit, Verwurzelung und starker Intellektualität, die der Schwob gern hat. Der Schiller und der Hegel, das ist bei uns die Regel, der Uhland und der Hauff, das ist bei uns der Brauch, wie es so schön heißt."

Das achtseitige Fischer-Interview unter dem Titel "Ich bin Deutscher. Durch und durch." liefert sicher Zündstoff für Diskussionen: über Krieg und Frieden, grüne Realpolitik oder den französischen Präsidenten Macron. Ganz so, wie es die Magazinmacher wollen.

 

Info:

"Futurzwei" ist seit Mitte Juni auf dem Markt, kostet 5,50 Euro und kann <link http: shop.taz.de external-link-new-window>hier bestellt werden. Warum aus "Zeozwei" das neue politische Magazin "Futurzwei" wurde, erklärt Chefredakteur Peter Unfried (gemeinsam mit Hanna Gersmann) <link https: blogs.taz.de hausblog taz-futurzwei-ein-neuer-journalismus external-link-new-window>hier.


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2 Kommentare verfügbar

  • Wolfgang Zaininger
    am 27.06.2017
    Antworten
    Dem "durchwachsenen Deutschen" und Unternehmensberater* Fischer, der die Bomben auf Belgrad immer noch rechtfertigt, in der Nummer 1 einer neuen Zeitschrift Raum zu geben, dürfte kontra-produktiv sein.
    * kann der wirklich nichts anderes?
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