Nach den anregenden Stunden mussten Sie die "Schönwetterdemokraten" im "Spiegel"-Interview geißeln.
Ich kann das Verhalten der Grünen und der SPD nur als kapitalen Fehler bezeichnen. Die AfD ist – ob es einem gefällt oder nicht – eine ernst zu nehmende Kraft, der argumentativ zu begegnen ist. Ignorieren kann doch nicht die Antwort sein. Was ist das für ein Demokratieverständnis? Das müssen sich Kretschmann und Schmid schon fragen lassen, ganz abgesehen davon, ob es politisch klug ist, nun der CDU die Position der diskursbereiten Partei zu überlassen, wenn es um die AfD geht.
Gerade bei Kretschmann ist es wundersam. In seiner Biografie ist der ideologische Kampf fest verankert.
Diese Verwunderung teile ich. Es muss doch nachdenklich stimmen, wenn auch etliche parteiunabhängige Politikwissenschaftler inzwischen warnen: So könnt ihr mit dieser Partei nicht umgehen. Und mit Verlaub: Es gibt sowohl bei den Grünen als auch in den Reihen der SPD Leute, die eine argumentative Auseinandersetzung mit der AfD wirklich nicht scheuen müssen.
Vielleicht haben die Herrschaften die Sorge, die Krätze zu kriegen, wenn ein AfD-Mensch neben ihnen steht.
Das Problem könnten wir durch eine entsprechende Sitzordnung lösen.
Sie haben mächtig Prügel gekriegt, unter anderem von Ruprecht Polenz aus dem ZDF-Fernsehrat. Er sagt, der SWR habe der AfD die Märtyrerrolle gratis geliefert und seine Rolle als Staatsfunk bestätigt.
Ich will nicht das billige Argument heranziehen, dass Herr Polenz in der CDU ist. Aber mal ganz grundsätzlich: Ich beobachte die Tendenz, dass man Fehler bei ARD und ZDF in geradezu hysterischer Weise hochjazzt zu einem Komplettversagen des gesamten Systems. Was ist denn beim ZDF passiert, das die Kölner Silvesternacht in seiner 19-Uhr-Ausgabe verbaselt hat? Vor zehn Jahren hätte man noch gesagt: Freunde, das darf nicht noch mal passieren. Heute wird daraus der Untergang des öffentlich-rechtlichen Systems, obwohl der zuständige Chef sofort eingestanden hat, dass das ein Fehler war. Da würde ich mir mehr Gelassenheit wünschen und einen stilvolleren Umgang miteinander.
Polenz war mit seiner Kritik nicht alleine.
Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich muss es Kritik geben, gerne auch scharfe, und wir müssen es ertragen, wenn der geschätzte Medienkritiker Hans Hoff schreibt, dass es auch bei uns Idioten gibt. Aber er schreibt eben auch, ich zitiere, "es gibt kein Systemversagen bei ARD und ZDF, es gibt eher ein Systemversagen in der medialen Wahrnehmung, in der Facebook-gesteuerten Aufbauschung von Nichtigkeiten zum eigenen Nutzen". Und es schauere ihn beim Gedanken, dass ihn "ARD und ZDF eines Tages alleinlassen könnten mit RTL und Sat 1."
Sie hätten nicht mehr "alle Gurken im Glas", kommentierten einst Ihre ARD-Kollegen, als der SWR den Ukas ausschickte, die AfD nicht mehr rechtspopulistisch zu nennen. Da scheint ein Umdenken in Ihrem Haus stattgefunden zu haben.
Sie sagen Ukas, aus meiner Sicht war es eher ein Missverständnis. In jedem Fall war es ein Fehler, er ist aber inzwischen korrigiert. Was die jetzige Situation anbelangt, so wissen die ARD-Kollegen, dass wir durch die Parteien in diese Lage hineinmanövriert wurden. Sie haben uns ihre Solidarität beim Griff in den Mustopf bekundet.
40 Kommentare verfügbar
chr
am 03.02.2016Die Freien Wähler RP haben beim SWR Programmbeschwerde eingereicht. Weil die Freien Wähler nicht auch bei der Elefantenrunde teilnehmen dürften, sehen sie einen Verstoß gegen die Chancengleichheit.
(Metropolregion Rhein-Neckar -oder--Bundespresseportal)
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