Was ist da bloß los? In Ellwangen sind am Wochenende 500 Leute durch die Stadt gezogen. Dem Vernehmen nach Russlanddeutsche, einer davon trug ein gelbes Plakat mit dem Satz: "Refugees if you want to fuck go to Merkel". Aufgescheucht wurden sie durch die Meldung im russischen Fernsehen, eine 13-jährige Berlinerin sei von Flüchtlingen entführt und vergewaltigt worden. Wieder eine der vielen Falschmeldungen. Auch in Villingen-Schwenningen, Ulm, Rastatt, Lahr, Schwäbisch Gmünd und Offenburg gingen Hunderte auf die Straße. In Freiburg wird derweil jetzt heiß diskutiert, Asylbewerbern generell den Zutritt zu Diskotheken und Clubs zu verweigern, wegen sexueller Übergriffigkeit. Freiburgs superkonservativ-grüner OB Dieter Salomon hat schon eine "harte Linie" angekündigt.
Quer durch die Republik schließen sich ganz besonders harte Männer in überbordendem Machismo zu "Bürgerwehren" zusammen, angsterfüllte Frauen kaufen die Pfefferspray-Vorräte Deutschlands auf. In Ladenburg bei Mannheim sind kürzlich 165 Flüchtlinge in eine Unterkunft an einem Feldweg eingezogen. Weiße, lange, schmale Häuser, "Legehennen-KZ" nennt sie ein Leser der "Rhein-Neckar-Zeitung". Seitdem wabern Gerüchte durch den Ort über "Vorfälle" und "Angelegenheiten", Eltern schicken ihre Kinder nicht mehr mit dem Rad in die Schule, weil der Weg an den dort lebenden schwarzen Männern vorbeiführt. Und mittendrin in all diesem Sumpf hockt die immer fetter werdende AfD, kaut genüsslich die aktuelle oder gefakte Nachrichtenlage und schluckt einen Wähler nach dem anderen. Neueste Umfragewerte (okay, laut "Bild"): 13 Prozent für die Rechten, wäre am Sonntag Bundestagswahl.
Meine Güte, denkt da der oder die nicht ganz verblödete BürgerIn, wo sind wir denn, um Gottes willen? Und vor allem: Wann hört das bloß wieder auf?
Von Mappus hätte Grohmann nix genommen
In solchen Zeiten braucht es kluge Menschen wie Peter Grohmann, Gudrun und Werner Schretzmeier. Ob sie die Staufer-Medaille brauchen, steht auf einem anderen Blatt. Sagen wir es einmal so: Sie haben die höchste Auszeichnung des Landes nicht abgelehnt. "Hätten sie's vergessen, hätten wir sie nicht daran erinnert", sagt Theaterhauschef Schretzmeier. Nein kokett wolle er nicht sein, aber vielleicht sei's halt doch eine Würdigung ihrer jahrzehntelanger Arbeit, während der sie "viel einstecken" mussten. Insofern: "kein schlechtes Gefühl", nicht eine Sekunde. Bei der Bewältigung des Staatsaktes hat auch sein 72. Geburtstag (21. Januar) geholfen, in dessen Rahmen die Ehrung stattfand und wo gelacht werden durfte.
3 Kommentare verfügbar
D. Hartmann
am 27.01.2016Bis dato wurden in den Medien noch keine Belege veröffentlicht, die die Behauptung unterstützen, dass es in Freiburger Clubs zu "sexuellen Übergriffigkeiten" durch Asylbewerber kam. Es werden Geschichten erzählt, die sich ereignet haben können oder auch nicht (wie im Fall der 13-jährigen…