Das sagt einer, der die Frösche nicht fragt, wenn er einen Sumpf trocken legen will.
Ich weiß, dass ich das einmal gesagt habe. Ich neige bisweilen zu Flapsigkeiten. Aber das ist nicht mein Führungsstil. Wichtig ist mir, dass die Mitarbeiter wissen, woran sie bei mir sind. Das heißt, dass ich Klartext rede, meine Entscheidungen transparent und nachvollziehbar mache und mich daran messen lasse. Sie werden in Mainz wahrscheinlich niemanden finden, der mich einen autoritären Sack nennt. Und in Stuttgart habe ich sogar noch einen Blumenstrauß zum Amtsantritt gekriegt. Der steht dort auf dem Schreibtisch.
Ziemlich klein.
Ein bescheidener, öffentlich-rechtlicher eben.
Sie werden ständig zwischen Mainz und Stuttgart pendeln. Die Gabe der Allgegenwart haben auch Sie nicht.
Ich arbeite daran. Das Problem ist mir bewusst, aber ich muss es bewältigen. Ich werde die eine Hälfte der Woche in Stuttgart sitzen, die andere in Mainz. Der ähnlich gelagerte NDR schafft es im Übrigen auch mit einem Chefredakteur Andreas Cichowicz. Außerdem ist Bahnfahren Arbeitszeit und Videokonferenzen sind mir auch nicht fremd. Aber keine Sorge, die Kollegen werden mich auch noch in der Kantine antreffen.
Wenn Sie nicht gerade in den Vorbereitungen für "Report Mainz" stecken.
Ich bin nicht Journalist geworden, nur um Reiseanträge und Überstundenzettel abzuzeichnen. Ich will mir die Nabelschnur zum Journalismus erhalten und stelle mich mit "Report Mainz" auch in den Wind. Aus dieser Position kann ich Kollegen glaubwürdiger kritisieren, weil sie wissen, der Mann kennt das, wenn er im Studio steht und zwei Beiträge abschmieren. Im Fußball gibt es dafür den Begriff des Spielertrainers.
Häufige Kommentare in den ARD-Tagesthemen möchten dann schon auch noch sein.
Die muss nicht alle ich sprechen. Aber für den SWR ist hier noch Luft nach oben. Ich möchte, dass die Stimme des SWR im ARD-Konzert deutlicher zu hören ist.
Sprechen Sie doch kurz einen Kommentar zur Ukraine.
Ich bin kein Freund schneller Kommentare, ich denke gerne vom Ende her. Von mir würden Sie weder ein Putin-Bashing noch ein Putin-Verstehen hören. Ich hätte viele Fragen zu stellen, zum Beispiel, warum am ukrainischen Verhandlungstisch echte Faschisten sitzen? Die Kollegen von "Panorama" haben dazu ein klasse Stück geliefert.
Welche Rolle spielt die Eitelkeit in ihrem Job?
Jeder Fernsehmensch, der behauptet, nicht eitel zu sein, lügt Ihnen die Hucke voll. Allerdings finden es meine Töchter witziger als ich, wenn ich auf der Straße erkannt werde.
Wie wichtig ist Ihnen die Weste als Markenzeichen?
Ich hatte schon als Student ein Faible für Westen. Als wir bei "Report Mainz" eine neue Deko entwickelt haben, fanden wir, dass das Studio Arbeitsatmosphäre vermitteln soll. Also, was passt besser, als ein Moderator mit aufgekrempelten Ärmeln und Weste? Aber keine Bange, ich lasse hier nicht zum Westles-Appell antreten.
Wenn Sie gerade in Mainz mit der Weste sitzen und in Stuttgart brennt der Kittel - wer entscheidet?
Der Chefredakteur Frey.
Aber da sitzt doch auch der ambitionierte Kollege Clemens Bratzler.
Clemens Bratzler ist mein Stellvertreter in Stuttgart, Birgitta Weber meine Stellvertreterin in Mainz. Um es klar zu sagen: Wenn ich nicht in Stuttgart bin, dann bin ich trotzdem der Chefredakteur und umgekehrt gilt das auch für Mainz. Herr Bratzler und Frau Weber vertreten mich, wenn ich im Urlaub oder krank bin.
6 Kommentare verfügbar
Ulrich Frank
am 07.09.2014Die Auskünfte des zukünftigen Chefredakteurs sind eigenartig diffus und ausweichend. Z.B.: "Von mir aus gerne [d.h. "grundkritische…