Wenn über einen gut geredet wird, was selten genug ist im SWR, dann über Clemens Bratzler. Frisch, forsch, Vollprofi. Der gebürtige Wiesbadener, Jahrgang 1972, Leiter der Wirtschaftsredaktion, wird hoch gelobt ob seiner Talente als Moderator, als Journalist und Führungsfigur. Für einen Hierarchen im Sender besitze er die ungewöhnliche Eigenschaft der Teamfähigkeit, sagen sogar Kollegen. Und er soll, erzählen sie weiter, bisweilen andere Meinungen haben als so manch gut eingerichteter Abteilungsleiter, der auch weiblich sein kann und Grün-Rot immer noch für einen Betriebsunfall hält. Nach der Kür von Christoph Hauser zum Fernsehdirektor (2012) wird Bratzler die zweite Spitzenpersonalie sein, die nicht ins schwarze Schema passt.
Die Chefredaktion in einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt ist wichtig. Sie ist für sämtliche Nachrichten zuständig, die heute rund um die Uhr gesendet werden. Im Südwesten sind das unter anderem "Baden-Württemberg aktuell", die "Landesschau", "Zur Sache Baden-Württemberg", eben alles, was über die "Fallers" hinaus informiert. Das ist nicht die Stärke des SWR, da braucht es Innovation, weshalb zum Beispiel um 19.30 Uhr eine halbe Stunde lang eine Art "Tagesthemen light" präsentiert werden soll. Ab November. Dafür wird schon kräftig geübt, mit mächtig Bammel, weil das eigentlich kaum einer kann.
Einer wie Bratzler könnte das können. Andererseits muss er auch noch ein Auge auf das Nationale und Internationale werfen. Auf "Brennpunkte", wenn's brennt, auf Features und Dokumentationen für die ARD, auf die Auslandsredaktion und ihre Korrespondenten in Kairo, Genf und Rio, und, ganz wichtig, auf die Kommentare in den ARD-"Tagesthemen". Aus Stuttgart hat das bisher Michael Zeiß gemacht, der noch amtierende, der SPD zugerechnete Chefredakteur. Im Herbst wird der unauffällig gebliebene Zeiß in Rente gehen.
Der Mann mit der Weste – schwarz oder rot?
Nun darf man annehmen, dass es dem ehrgeizigen Bratzler lieber gewesen wäre, gleich richtiger Chef zu werden, aber dagegen spricht die Eigenheit der zweitgrößten ARD-Anstalt. In einem Funkhaus, das aus zwei Ländern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, sendet und sich entsprechend zwei Chefredakteure leistet, muss fein säuberlich darauf geachtet werden, dass die politisch-personelle Balance stimmt. Und da gibt es eben einen Chefredakteur in Mainz, der die älteren Rechte hat und dazu noch für geeignet gehalten wird, den Job in Stuttgart gleich mitmachen zu können. Er heißt Fritz Frey, ist 55 Jahre alt und dem Publikum als Moderator des Politmagazins "Report Mainz" vertraut. Sein Markenzeichen ist die Weste.
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Hardy Prothmann
am 15.09.2014http://www.rheinneckarblog.de/15/zur-sache-npd-sprech-zur-hauptsendezeit-im-swr/50022.html