Kein Platz also für langatmig-spröde Dokumentationen. Aber sonst ist Blow up für vieles offen, wenn es sich nur irgendwie ums Kino dreht. "Wir zappen durch einen Kultfilm", so heißt eine Hoppla-Hopp-Rubrik, in der es etwa auf eine Reise mit den "Blues Brothers" geht. Zwischen zwei und gut zwanzig Minuten kurz sind die Beiträge, sie wirken immer komprimiert-kompakt und sind durchsetzt von einem cineastisch-euphorischen Geist. Das Kino der Autoren, der Independent-Film oder der Blockbuster sind in dieser Reihe genauso Thema wie Italo-Trash, zum Beispiel "Casanova Frankenstein" mit Aldo Maccione in der Hauptrolle, der in diesem Beitrag auch noch in einem Pasolini-Film entdeckt wird. Blow up ist ein Schatzkästlein des Kinos, besser noch: eine Wundertüte.
So viele Porträts von Schauspielern ("Worum ging's bei Elizabeth Taylor?") und Regisseuren (Bunuel, Truffaut, Tarantino usw.), oft zusammengestellt von Luc Lagier, immer prall gefüllt mit Filmszenen und gern übersprochen von einem leicht ironisierenden Kommentar, der lobt und preist, aber zuviel Ernst oder gar Pathos vermeiden will. Hier wird auch nicht tief gegründelt, hier wird mit dem Kino gespielt. Man könnte auch sagen: Die Blow-up-Crew demonstriert zwar immer ihre Liebe zum Film, zeigt aber nicht unbedingt größten Respekt. Wer sich bei den angebotenen Themen ("Hotels im Film"; "Regen im Film"; "Der Brief im Film" etc.) etwa "Oper im Film" aussucht, der erhält keine Erklärung zum Verhältnis zwischen den beiden Gattungen, sondern einen exzellent montierten Kurzfilm über eine Aufführung von "La Wally", entnommen dem Kunst-Thriller "Diva" und besucht von Woody Allen, Julia Roberts, Al Pacino oder Orson Welles. Das Kino schaut sich in solch verspie(ge)lten Collagen quasi selber zu!
Spielerisch-lustvolle Kurzfilm-Schubladen
Aber nochmal zurück zur Musik im und zum Film. Sie ist, von James-Bond-Abenteuern bis hin zu Porträts von Komponisten wie Gabriel Yared oder Ennio Morricone, eine Blow-up-Domäne. (Die Nummer eins im Ranking der Reihe widmet sich David Bowie!) Wem ist vorher schon aufgefallen, dass in so vielen Filmen Erik Saties Werke "Gnosiennes" oder "Gymnopédies" zu hören sind? Die Arte-Reihe, die auch einen Filmauftritt von Satie höchstpersönlich ausgegraben hat (in "Entr'acte" von René Clair aus dem Jahr 1924), zählt sie auf – respektive führt die Szenen vor, in denen diese melancholischen Klaviertöne eine Stimmung kreieren oder verstärken. In Louis Malles "Das Irrlicht" zum Beispiel, bei der Zigarette danach. Oder in einer neuen Netflix-Serie, nämlich dem Überraschungserfolg "Das Damengambit".
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