Beim Umbau werde "minimalinvasiv" vorgegangen, heißt es, im Rahmen eines "Box-in-a-Box"-Prinzips, also ohne "schädliche Eingriffe in das eigentliche Kulturdenkmal". Der Vertrag läuft über zehn Jahre, kann aber aufgelöst werden, wenn sich der Denkmalschutz querlegt, was Managerin Lipsky nicht hofft, aber offenbar auch nicht ausschließt. Man sei "weiter dialogbereit", versichert sie.
Das könnte hilfreich sein, weil die Stadt sauer ist. Konkret der Erste Bürgermeister Fabian Mayer, der sich darüber beschwert, die Union Investment habe die Gespräche "einseitig und unvermittelt aufgekündigt" und einen neuen Mieter präsentiert, obwohl ihr seriöse Kinobetreibende vorgestellt worden seien. Das Kulturamt will gar "mit allen erforderlichen Behörden" für einen kulturell geprägten Betrieb kämpfen, im ansteigenden Wissen um die Bedeutung des Denkmalschutzes für private Kulturimmobilien. Letzteres hat Amtsleiter Marc Gegenfurtner gesagt, der aus München gekommen und offenbar überrascht davon ist, wie vieles in Stuttgart privat ist, was einmal kommunal war. Es sei ihm Joe Bauers Kontext-Kolumne zur Lektüre empfohlen. Danach weiß er zumindest in Sachen Metropol Bescheid – und bekommt womöglich eine Ahnung von der Machtlosigkeit einer Stadt, wenn sie öffentliches Eigentum auf den privaten Markt wirft.
Der Bankier der Barmherzigkeit ist Geschichte
Ähnlich eingetrübt ist die Stimmungslage bei jenen Stuttgarter Geldhäusern, die ebenfalls ein Auge auf das Gemeinwohl haben sollten. Es sind die Genossenschaftsbanken, die bei ihren Jubiläen gerne an den Bankier der Barmherzigkeit, Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 -1888), und seine Kreditvergabe an die kleinen Leute erinnern, die nach dem Finanzcrash 2008 betonten, dass ihr Bestreben schon immer das "gesamtverantwortliche Handeln" und nicht die "Gewinnmaximierung" gewesen sei, im Einklang mit einer nachhaltig zu schützenden Welt, versteht sich. Fragt man rum unter dem Personal, will niemand mehr bei der Deutschen Bank arbeiten. Nicht bei einer "Zocker-Bank".
Aber alle dealen mit der Union Investment. Ihre Prospekte ("Wir machen aus Geld Zukunft") werden über rund 850 Volks- und Raiffeisenbanken verteilt, die sich unter dem Dach der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank) versammeln, der wiederum die UI gehört. Hochgelobt von der Zeitschrift "Capital", die sie jedes Jahr als eine der besten deutschen Fondsgesellschaften kürt.
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Nico
am 02.02.2021