Die Lust auf Filme ist groß, aber die meisten Filme laufen nicht mehr im Kino. Niemals haben die Menschen mehr Filme gesehen; niemals wurden mehr Filme produziert; niemals standen dank Internet, DVD usw. mehr Filme zur Verfügung. Das Arsenal machte kurz den Versuch, mit am großen Rad der schönen neuen Kinowelt zu drehen. Das ging nicht gut. Mittlerweile ist das Netz zum Treffpunkt auch derjenigen mutiert, die früher in die Filmgalerie 451 gingen – und auch, wenn das Kino Filme braucht, die Filme brauchen das Kino nicht mehr. Sie laufen im Auto, im Zug, im Flugzeug, im Fußballstadion, im Wohnzimmer, auf dem Rechner, im Handy. Wer will, der kann sich auf Youtube sein Programmkino selber basteln, Cineasten finden dort Raritäten der Filmgeschichte, Trash-Fans Perlen der B- und C-Movies - und dass es manchmal in den dunklen Ecken des Web auch Filme gibt, die noch gar nicht gelaufen sind, weder im Kino noch sonst wo, das weiß heute auch jeder.
Dem TV geht es inzwischen ähnlich wie den Kinos, als das Fernsehen zum Massenmedium mutierte. Wer hätte denn gedacht, dass die größten Film- und Serienproduzenten heute Netflix und Amazon heißen? Und während dieser Tage das World Wide Web 30. Geburtstag feiert, wandelt sich die kulturelle Institution Kino langsam zum Gegenstand romantisch nostalgischer Reflexionen. Kurzum: Die starre Bindung ans Kino existiert nicht mehr und der große Aufbruch, der das Programmkino überhaupt erst ermöglichte, ist Geschichte. Das "Szene"-Projekt Arsenal, entstanden aus den Echos des urbanen Studentenprotestes, begonnen als Ansatz zu einem kollektiven Experiment, hat sich zu einem fast normalen "Kino-, Verleih- und Gaststättenbetrieb" entwickelt, das, wie alle klassischen Filmauswertungsbereiche, mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen hat. Das einstige Gegeneinander mit dem örtlichen Kinogroßbetrieb ist einem gedeihlichen Miteinander gewichen. Wobei: Wirtschaftlich so richtig gut ist es dem Projekt Arsenal wohl noch nie gegangen. Von Anfang an nicht: Zum 10-Jährigen kamen nicht nur die lokalen Geschäfts- und Stadtprominenten, die Freunde des Hauses, Bauleute, Filmspediteure und sonstige Adabeis – sondern auch der Gerichtsvollzieher.
3 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 29.10.2019Also, damit am Ende ein Happy erfolgen kann, dieser Rückblick in die Jahre 1967 – 1969 https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/1967-1969-Rudi-Dutschke-und-die-1968er,1968-dutschke-brandt-102.html
Darin zur Seite 13.9.1968 Der SDS…