Unsere Kinohelden haben kapituliert: Gegen diesen Feind wissen sie sich nicht zu helfen. James Bond zum Beispiel, der seinen für April vorgesehenen Auftritt mit dem in diesen Zeiten (t)rotzig klingenden Titel "Keine Zeit zu sterben" versprochen hatte, zieht sich ohnmächtig zurück in den Wartestand, und dies bis mindestens November. Nun ja, er gehört schließlich qua Beruf (Nahkämpfer) zur Risikogruppe.
Aber sogar die meist jüngere Armee der Superhelden, die seit Jahrzehnten immer und immer wieder die Welt vor der Apokalypse (und die Kinos vor der Pleite) rettet, wurde aus ihrem genuinen Spielfeld vertrieben, der superste von ihnen hockt jetzt wahrscheinlich in seiner Festung der Einsamkeit und zelebriert Super-Social-Distancing. Wobei selbst die größten Fans, die sich an seinen und seiner Kollegen Taten nicht sattsehen konnten, doch ahnen: All diese Helden hätten trotz ihrer Spezialkräfte keine Mittel gehabt, um dem Superschurken Corona zu begegnen.
Katastrophen mit Wohlfühl-Charakter
Wie will man denn in Popcorn-Genrefilmen auch einen Gegner bekämpfen, der sich nicht zu erkennen gibt, mehr noch: Der in uns selber lauern kann? Für Mainstream-Katastrophenfilme jedenfalls ist Corona ungeeignet. Es plagen sich ja schon unsere Nachrichten-Medien mit der immergleichen Visualisierung herum, vergrößern das Virus extrem und ins Sichtbare zu einem rotrunden Ball mit Noppen, und unsere Karikaturisten versuchen dann vergeblich, diesem Gebilde ein böses Gesicht einzufratzen. Sieht aber trotzdem wie ein Kinderspielzeug aus, wie ein Gefährte von Grüffelo und Co. Der Regisseur Roland Emmerich, ein Spezialist für Katastrophen aller Art, wird also wohl keinen Film über die Corona-Seuche drehen. Bei ihm muss das, was uns bedroht, nämlich nicht nur visualisierbar, sondern auch gigantisch sein. Sei es ein Alien-Raumschiff, dessen Schatten die US-Hauptstadt verdunkelt ("Independence Day", 1996), eine Urzeitechse, gegen die sogar King Kong wie ein Bonsai-Affe wirkt ("Godzilla", 1998) oder eine Polverschiebung, die weltweit zu Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis unerhörten Ausmaßes führt ("2012 – Das Ende der Welt", 2009).
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Gerald Fix
am 02.04.2020