Schaut ihn euch noch einmal an, den Eckensee! Geht noch einmal um ihn rum und beobachtet die Schwäne, die Gänse und die Enten, bevor alles überbaut wird! Erfreut euch noch einmal an dieser Wasserfläche mitten in der Stadt, in der die Fontänen hochrauschen, in der sich der Himmel spiegelt und abends – ein wunderbares Bild! –, auch die erleuchtete Fassade des Opernhauses. Just diese Oper aber will dem See, der auch zur Kühlung des Stadtklimas beiträgt, das Wasser ablassen, will für die Zeit ihrer Sanierung ein klotziges Interimsgebäude hinwuchten und dieses kleine Stück Park damit auf Jahre hinaus seiner öffentlichen Nutzung entziehen. Aber es gilt ja der Kultur! Mehr noch: Es gilt der Hoch- und Höchstkultur! Dafür müssen auch mal Opfer gebracht werden. Aber natürlich nicht von allen. Und keinesfalls von den Staatstheatern und ihrer Intendanz.
Diese Intendanz hat die Eckensee-Überbau-Idee übrigens selbst ins Spiel gebracht. Eine egoistische und, mit Verlaub, auch ein bisschen asoziale Idee. Denn der Eckensee schmückt zwar die Oper, aber er gehört ihr nicht. Er gehört uns allen. Was die Oper vorhat, ist nichts anderes als die Beschlagnahmung öffentlichen Raums. Eigentlich war diese Idee schon abgeschmettert, unter anderem vom Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der nach den S-21-Protesten keinen neuen Bürgerzorn auslösen wollte. Denn zuerst einen großen Teil des Mittleren Schlossgartens für eine sich als Bahnprojekt tarnende Immobilienspekulation zu zerstören, und dann auch noch massiv in den Oberen Schlossgarten einzugreifen: Nein, das schien nicht realisierbar.
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Hans Wurst
am 15.09.2017