Die Entwicklung des Automobils steckte noch in den Kinderschuhen, als Hermann Pleuer die Eisenbahn im Bild festzuhalten begann. Die wenigen Kraftfahrzeuge, die es gab, waren Kutschen ohne Pferde mit knatternden Benzinmotoren, die auf eisenbeschlagenen Holzrädern ihren Weg durch die Schotterpisten suchten oder auf Vollgummireifen über die Straßen hüpften. Die Eisenbahn hingegen hatte das Bild der Städte und Landschaften bereits von Grund auf verändert. Die Württembergische Staatsbahn war Arbeitgeber Nummer eins, die Maschinenfabrik Esslingen, die Lokomotiven und Waggons herstellte, der führende Industriebetrieb im Land.
Pleuer war Sohn eines Goldwarenfabrikanten aus Schwäbisch Gmünd. Zuerst studierte er Ziselieren, die filigrane Bearbeitung von Metall mit Hammer und Punze, an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule, bevor er an die Kunstakademie wechselte, die damals nur noch nicht so hieß. "Sie tun mir leid, Herr Pleuer, dass Sie einen solchen Schmierer zum Sohn haben", soll der Lehrer Karl Häberlin zu seinem Vater gesagt haben. Sohn Hermann war für das Goldschmiedehandwerk verloren. Er ging nach München und wurde mit Otto Reiniger, der aus Stuttgart kam und ebenfalls in München studiert hatte, zu einem der ersten Maler, die sich dem Impressionismus zuwandten: in Deutschland damals noch Neuland.
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Waldemar Grytz
am 11.06.2017