Viele Themen wären keine, ohne die Medien. Ohne Talkshows und ohne den Umstand, dass auch noch der hinterletzte Hinterbänkler (m/w/d) in Zeitungen, auf Plattformen oder gleich zur besten Sendezeit im TV einer bundesweiten Öffentlichkeit bekannt machen kann, was gerade in seinem oder ihrem Hirn zu beliebigen Themen herumspukt, auf dass andere Hinterbänkler ebenso öffentlich mit Empörung oder Applaus darauf reagieren. So können gewählte oder sonstwie exponierte Leute Scheindebatten zu großen und weniger großen Themen lostreten, die niemals zur Verbesserung einer Situation oder zur Lösung eines Problems führen und nur dazu dienen, die Gier der Medien und leider auch allzu vieler Mediennutzer:innen nach Eskalation, nach Lärm, nach Gewalt und nach Skandal zu befriedigen.
Markus Söder darf allen Ernstes die bayerische Nationalweltraumrakete Bavaria One kommunizieren und Debatten dazu anfachen. In Heidelberg diskutieren wir gerade darüber, ob auf dem Dach des leerstehenden Galeria-Kaufhof-Gebäudes eine Seilbahnstation platziert werden sollte. In Stuttgart noppert der Oberbacknangmeister jahrelang inhaltsleer herum zur Frage, wie das Desaster um Melde- und Bürgerämter in den Griff zu bekommen sei. Während der gefühlt 24. Parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Fall des ganz und gar unappetitlichen ranghöchsten Polizeibeamten Baden-Württembergs Andreas Renner scheinbar alle Sacharbeit unserer Landespolitik lähmt. Und auf Bundesebene geht es unter sehr vielen anderen Scheindebatten darum, wer warum abgeschoben oder nach irgendeiner Wüste verbracht werden müsse, als gehörten uns Wüsten und als könnten wir überhaupt irgendwen abschieben außer diejenigen, die sich hier bis zu einem richtigen Job durchgekämpft haben und an ihren pflichtschuldig gemeldeten Arbeits- und Wohnorten jederzeit greifbar sind.
Immer wieder gegen die Wand
Nun sind Scheindebatten kein Ding, das die Politik exklusiv hätte. Gibt’s alles im Sport genauso, und zwar nicht nur in Fällen, wo Sport und Politik untrennbar miteinander verbunden sind wie zum Beispiel bei der Frage der Vergabe von Großveranstaltungen wie Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, wo die Dinge in zwingender Konsequenz immer wieder gegen die Wand gefahren werden und bisweilen geradezu folkloristische Begleiterscheinungen zeitigen, wie bei Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf der katarischen Tribüne mit One-Love-Binde am nackten Oberarm.
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