Schau mich bitte nicht so, dachte ich, als ich Hannelore Kraft ins Gesicht sah. Und da fiel mir dieses Lied ein, das meine Omi Glimbzsch in Zittau gern trällerte: "Schau mich bitte nicht so an, Du weißt es ja, ich kann Dir dann nicht widerstehen ..." Als ich fast zeitgleich zur NRW-Wahl Salvador Sobral hörte, wusste ich: Der Portugiese kannte meine Omi und ihr Lied! Beim ESC in Kiew wurden wir immerhin Vorletzter – in Düsseldorf nur Zweiter. Es ist heute ja alles so ähnlich. Macron, Lindner, Kurz, Guttenberg, Petry, Grohmann ...
Trösten wir uns. Schlechte Wahlergebnisse lassen sich frisieren wie Donald Trump, die Autobahn-Privatisierung und deutsche Dieselmotoren. Falls uns die neuen Hackerangriffe auf Millionen Computer in der ganzen Welt beunruhigen – Microsoft macht die US-Regierung für das Desaster verantwortlich.
Hoffnung keimt. Martin Schulz will sich inhaltlich warm anziehen – der Herbst steht vor der Tür. Das ist die Chance für Grüne und SPD, aber auch die Computerindustrie und die selbstfahrenden Autos. Es ist aber leider nicht das Ende vom Lied, sondern der Anfang. Mit den selbstfahrenden Autos könnten wir automatisch und fremdgesteuert entführt und im Wald geparkt werden. Ausstieg erst möglich, wenn Lösegeld fließt. Wer die gehackten Daten etwa von vollautomatischen Klosetts, Rolltreppen, Fahrkartenautomaten, Fluglinien oder Atomkraftwerken zurückhaben will, muss blechen oder bessere Hacker haben. In der Politik macht's der Glaube.
Die Wahlverlierer fordern sich derweil auf, nach vorne zu blicken. Doch wo ist vorne? Ist vorne anders als gestern? Ist es dort, wo grüne Bäume in die Himmel wachsen? Ist es im mehr oder minder links regierten, "hoffnungsvollen Portugal", von dem ein Lichtstrahl ausgeht, so der eher antikapitalistische Papst bei einer Heiligsprechung in Fatima? Ist vorn bei den Griechen, die heute und morgen ihre letzten profitablen Unternehmen an uns verscherbeln müssen? Weiß Gott!
Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.
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