Joffi, der quirlige Pudel, macht freudig Radau im Reutlinger Stadtteil Lerchenbuckel. Der idyllische Garten, der das Einfamilienhaus umgibt, hat gleich zwei kleine Teiche aufzuweisen. Libellen surren über das Wasser, die Vögel zwitschern. Kaffee und Butterbrezeln stehen bereit in der gemütlichen Sitzecke im Garten. Ulrike und Martin Binder, das ist ein Paar im Ruhestand. Sie ist Sozialpädagogin und war Leiterin einer privaten Schule für Erziehungshilfe, er niedergelassener Hausarzt.
Kürzlich waren sie für vier Wochen in Velika Kladuša, einer bosnischen Kleinstadt an der Grenze zum EU-Land Kroatien. Der Ort wird auch "Nadelohr der Balkanroute" genannt. Nachdem Ungarn 2016 seine Grenzen zu Serbien und Kroatien durch Stacheldrahtzäune dichtgemacht hatte, verschob sich die Balkanroute nach Westen. Von Griechenland aus ist deshalb seit Längerem Bosnien die Anlaufstelle der Migrant:innen. Sie versuchen, von dort aus ins EU-Land Kroatien und dann nach Italien, nach Triest, zu gelangen. Immer wieder war die Gegend in den Schlagzeilen wegen der katastrophalen Zustände, unter denen die Geflüchteten lagern mussten, vor allem im Winter.
Martin Binder, Arzt im Ruhestand, ist seit 2020 aktiv bei der Nichtregierungsorganisation (NGO) Medical Volunteers International, die seit 2016 medizinische Fachkräfte ehrenamtlich und für eine begrenzte Zeit in Krisengebiete schickt. Für ihn "eine immense Horizonterweiterung". Zweimal war er auf Lesbos im Einsatz: 2020 für drei Monate im Lager Moria, 2021 ein paar Wochen im Lager Kara Tepe. Und kürzlich eben in Velika Kladuša. Wo er eine komplett andere Situation vorfand.
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Jue.So Jürgen Sojka
am 29.07.2022Werte in der Ordnung unserer Weltgemeinschaft [1], die erst dann als überaus zerbrechlich erlebt wird, so im Besonderen der humanitäre…