Nicht nur in Konfliktsituationen, auch in Friedensprozessen sind Frauen bei wichtigen Entscheidungsprozessen unterrepräsentiert. Das muss sich ändern. Frauen machen andere Erfahrungen, sie machen vermehrt Care-Arbeit, nicht, weil sie friedlicher sind, sondern weil ihnen das als Rolle zugeschrieben wird. Sie haben ein deutlich höheres Risiko, in Konflikten sexualisierte Gewalt zu erleben. Wenn Frauen ihre Themen nicht einbringen können, dann ist das ein Problem. Dann sind viele Perspektiven, die es in der Gesellschaft gibt, nicht berücksichtigt. Dadurch werden Strukturen der Ungleichheit auch in den Postkonfliktgesellschaften verankert. Und damit auch ein Gewaltpotenzial.
Dieses Jahr wurde am 8. März der 111. Frauentag gefeiert. Ist das für Sie, für Amica, für Ihre Partner-NGO ein besonderer Tag?
Wir haben gemerkt, dass es mehr Interesse an unseren Themen gibt, wenn der 8. März vor der Tür steht. Das ist traurig, denn diese Themen sind nicht nur an einem Tag wichtig, und sie sind keine Randthemen, die nur Frauen betreffen. Aber wenn es einen Tag gibt, um diese Themen stärker zu platzieren, dann nutzen wir das natürlich.
Sie haben einen Spendenaufruf für Ihre Arbeit in der Ukraine gestartet. Wie war die Resonanz?
Wir haben sehr viel Solidarität erfahren, gerade seit der Eskalation des Konflikts. Das finden wir super, dass wir das in der deutschen Gesellschaft spüren. Aber natürlich ist es auch wichtig, dass die Unterstützung nicht abreißt, sobald sich der Konflikt etwas beruhigt. Wer langfristig für eine friedliche Welt, eine Welt der Gleichheit und der Geschlechtergerechtigkeit kämpft, braucht einen langen Atem und langfristige Unterstützung.
Der 8. März ist kein Wunschkonzert, eher ein Kampftag. Dennoch: Was würden Sie sich wünschen zum Frauentag?
Ganz groß gedacht, eine gewaltfreie, geschlechtergerechte und damit auch eine friedliche Welt. Und dass die Erfolge, die Frauen wie unsere Partnerinnen in der Ukraine erkämpft haben, nicht durch den Krieg zerstört werden.
Beim Amica-Frauenprojekt in der Ukraine werden vor allem Generatoren gebraucht, Notfallmedikamente und Sprit, um die Menschen in Sicherheit zu bringen. Wer die Arbeit unterstützen will, kann hier spenden:
Amica – Spenden für Ukraine
Volksbank Freiburg
IBAN DE15 6809 0000 0002 1001 00
BIC GENODE61FR1
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